Warum ich auf Kerle wie den da nicht gut zu sprechen bin? Vielleicht
sind nicht alle Reichen über einen Kamm zu scheren. Aber
die meisten bilden sich ein, sie seien durch ihr Geld zu allem
berechtigt. Zu dieser Sorte gehörte auch mein damaliger
Herr. Ja, ich bin in Sklaverei gebohren worden. Mein Herr war
sehr streng mit uns. Und das oft ohne Grund. Ich habe mir geschworen,
ihn zu strafen, als er meine Mutter wegen einer Lapalie, zu Tode
prügelte. Was ich eine Lapalie nenne? Sie trug einen Krug mit
Honigwein, als sie von einem seiner Gäste zu einem anderen Gast
geschupst wurde. Ein paar Tropfen des ach so kostbaren Weins sind auf
seinen noch kostbareren Teppich gefallen. Und während meine
Mutter getreten und geschlagen wurde, klopfte der Kerl, der sie
schubste, dem anderen lachend auf die Schulter und brüllte:
'Wenn Du sie Dir noch nehmen willst, mußt Du Dich aber beeilen,
sonst ist sie ganz kalt!'. Oh. Ich kann noch einige andere ähnliche
Geschichten erzählen.
Wie dem auch sei... Einige Sommer vergingen, da bekam ich die Gelegenheit,
meinen Schwur wahr zu machen:
Eines Nachts überfielen und verwüsteten eine große Zahl
Plünderer das Anwesen unseres Herrn.
Als sie die Tür des Schuppens, in dem die meisten von uns Sklaven
nächtigten, einstiessen, witterte ich meine Chance in dem Chaos.
Ich floh aus dem Schuppen und konnte mir einen Säbel einer der
gefallenen Wachen ergreifen.
Der Herr war nicht schwierig auszumachen, denn seine schrillen Befehle
waren nicht zu überhören. So schlich ich mich in den
Schatten der Nacht leise durch das Kampfgetümmel bis direkt zu ihm.
Er erschlug gerade einen Angreifer, da sprang ich auf ihn zu und durchschnitt
ihm die Gedärme, auf das er so langsam und schmerzvoll sterbe, wie meine
Mutter. Er schrie wie ein Weib.
Seine Wachen versuchten, sich zu ihm durchzukämpfen. Nur durch Glück
konnte ich ihnen ausweichen und in die Dunkelheit entfliehen. Ich rannte und
rannte, nicht wissend, ob sie mir folgen konnten oder von den anderen
Plünderern abgehalten wurden, bis ich immer wieder taumelnd zu Boden
stürtzte und schließlich in erschöpften Schlaf fiel.
Schwitzend und durstig erwachte ich in der gleißenden Steppe.
Doch der Regenbringer schien mir wohl gesonnen und ließ mich bald zu
einem kleinen Oasen-Dorf finden. Dort verkaufte ich den Säbel und erstandt
Nahrung und Wasser. Ich erlaubte mir nur eine kurze Rast, bevor ich weiter
zog.
So war ich Tag für Tag unterwegs. Nur ab und an, wenn ich Geld für
Nahrung brauchte, verweilte ich eine Weile und arbeitete als Tagelöhner.
Es war schon mehr als ein Mond verstrichen. Das Wetter wurde immer kühler
und die Landschaft immer grüner. Meine Angst doch noch eingefangen und
gestraft zu werden, wurde immer geringer, schwandt jedoch nie ganz. Ich marschierte
noch einige Zeit weiter gen Norden. Erst als ich schon lange entfernt von den
Ländern, in denen Sklaverei betrieben wurde, war, wagte ich mich in die
Städte und fühlte ich mich frei.
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