Abschließende Bemerkungen

  Macht es überhaupt Spaß, eine Fee in DSA zu spielen? Ich finde ja. Ihre Besonderheit macht sie zu einem interessanten Wesen, bei dem die Interaktion mit den anderen Spielern wieder auf ein rollenspielerisch anspruchsvolles Niveau gehoben wird. Manche Meister äußerten sich schon negativ über die Fee als Spielerfigur und verwiesen dabei auf das ungesunde Verhältnis von Vor- und Nachteilen. Natürlich ist die Diskrepanz bei der Fee erheblich größer als bei anderen Figuren. Als Vorteile sind die geringe Größe, die Flugfähigkeit, ihre magische Begabung und die Fähigkeit der Transformation in die  Sternenschweifform zu nennen. Die Größe ist in der Tat ein Vorteil, da die Fee aufgrund ihrer Größe nur sehr schwer zu treffen ist. Als weitere Vorteile sind zu nennen:
Jan Pluntke>  
  • geringere Koerpergroesse
    • enorm guter Defensivbonus (durch hohe Reaktion), d.h., die Sylphe ist schwer zu treffen.
    • keine Probleme mit dem Finden eines Schlafplatzes (insbesondere kein Geld im Gasthaus)
    • keine Probleme mit der Nahrung (kriegt immer von den anderen einen Happen ab)
    • prima fuer Erkundungsmissionen, weil so gut im Schleichen/Verbergen.
  • weil magisches Volk
    • gute Zauberfaehigkeiten (mehr Magiepunkte, etc.)
    • gute Zauberfaehigkeiten (mehr Magiepunkte, etc.)
  • kann fliegen (dadurch keine Probleme mit Klettern, Stuerzen, Barrikaden, ... )

Doch auch die Liste der Nachteile ist lang, länger als Jan Plunkte, der Initiator dieser Diskussion im USENET im Jahre 1996, dachte[*]. Da sind zunächst die geringe Körpergröße. Paradoxerweise ist sie zugleich Vor- und schwerwiegender Nachteil. Das wurde auch in der erwähnten Diskussion im USENET bemerkt:

Jan>   [...] keine Möglichkeit, irgendwelche schwereren Gegenstände zu bewegen, geschweige denn zu tragen
Knut Schünemann>   Ein echter Nachteil - rechnet mal das Gewicht von handelsüblichen Muenzen aus!

Es gibt noch mehr:

  • Die Ignoranz der Umwelt.
  • Die Geschwindigkeit der Fortbewegung (außer beim Fliegen).
  • Fliegen klappt nicht immer (Regen, Schnee, Eis).
  • Versorgung mit Gütern (Kleidung, Werkzeuge, Waffen, etc.) in der passenden Größe.
  • Gefahren durch für Menschen harmlose Tiere und Naturgewalten - wann wird schon mal ein Mensch von einem Sturm verschollen, vom Regen forgespült, in Bächen ertrunken, u.s.w.
... und ganz zu schweigen von den rüden Späßen, der rücksichtslosen Neugier und den brutalen Witzen der normalen Menschen.

Es gibt ein schönes Bild von Tim White, ... in dem wird eine Fee von einer gleichgroßen Hornisse gejagt. B-)

René Tschirley>   Igitt, wie gemein...

Knut>   ... aber süüüüßßßßßßßßß!
Zum Fliegen der Fee ist einiges zu sagen:
Ralf Dobrileit>   Nimmt man die Flugmöglichkeit so bleibt fast gar kein Handlungsspielraum mehr über, da eine Fee (im wahrsten Sinne des Wortes) nichts bewegen kann. Eine unverschloßene Tür ist bereits ein unüberwindliches Hindernis, und all die schönen schweren (magischen?) Dinge, die die anderen finden nutzen Feen nichts. Ich glaub nicht, daß die Nachteile überwiegen aber das liegt hauptsächlich daran daß man als Fee die Mitspielr toll in den Wahnsinn treiben kann (Feen machen das nun mal), und sie einen trotzdem sehr gut als Aufklärer gebrauchen können (was einen mit viel Glück am Leben hält). Ich wurde jedenfalls schon mal von einem Charakter in eine Flasche gesteckt. Würdet ihr euch das mit euren Menschen, Elfen, Zwergen etc. gefallen lassen?
Die vorlaute Fee hatte dereinst ihren Kameraden beim Duschen das Handtuch geklaut und ähnliche Späßchen getrieben.

Aber auch Probleme entstehen durch die Flugfähigkeit der Feen:

Ralf>   Ich geb zu daß allein die Flugfähigkeit manches Abenteuer ad absurdum führen kann, aber in solchen Fällen ists bei uns so, daß ich in solen Abenteuern dann eine andere Figur spielen muß (schnief).
Knut>   Ein Abenteuer, das durch Fliegen eines einzelnen zerpflückt wird, war eh recht blödsinnig konstruiert.
Aber trotzdem kann einem die Flugfähigkeit beim Abenteuer ganz schön helfen:
Reimer Behrends>   Nun ja, wir reden hier darüber, daß Feen bequem Eisenbahnen (und Postkutschen sowieso) überholen koennen, unter Umständen an einem Nachmittag mal kurz von London nach Paris und zurück fliegen können, usw. Das heißt zum Beispiel, daß bei irgendwelchen Aktionen, bei denen Eile geboten ist, es fast automatisch zu einer Trennung des Feencharakters vom Rest der Gruppe kommt; ganz abgesehen davon, daß zum Beispiel eine Verfolgungsjagd per Kutsche sinnlos wird. Dabei geht es hier nicht so sehr um die Vorteile als vielmehr um die ganzen Probleme, die das im Spiel aufwirft (im Kampf ist das natürlich auch kraß). Deswegen habe ich das persönlich auch so abgeändert, daß die Geschwindigkeit die eines Läufers i.a. nicht übersteigt.
Tja, in dieser Erweiterung, die ja speziell für DSA gemacht wurde, ist dieser Teil auch nicht so machtvoll wie in manch anderen Hausregeln.

Folgende Geschichte ist auch sehr schön:

A. D.>   Ich bin damals zum Wohle der Gruppe freiwillig in die Laterne gegangen, da ich zeitweise die Kontrolle über mein Bewußtsein an einen Vampir verloren ahtte und in diesen Augenblicken ganz üble Taten an meiner Gruppe verübte. Zu ihrem Pech konnte ich mich allerdings immer wieder gut befreien. Später ließ ich mich nicht mehr von ihnen binden oder so, aber da waren sie selber Schuld dran:

Ich hatte mich auf einen Stuhl fesseln lassen, damit ich die anderen nicht im Schlaf durch Steuerung durch den Vampir ermorde. Ich war hervorragend in Seilkunst und hatte mich, während zwei meiner Kameraden noch mal eben Karten spielten, schon wieder von dem Vampir beeinflußen lassen und mich mal eben heimlich (wußte nur der SL) meiner Fesseln entledigt.

Die zwei anderen saufen und spielen... irgendwann wird es ihnen bei der Wache zu dumm... man(n) fragt sich, was man als überheblicher Kämpfer sonst noch so anstellen kann... ach da ist ja noch das hübsche Mädel... und gefesselt! (*grinsen gierig*) Nun ja, da wollten sich doch tatsächlich die beiden Wachen über meinen armen Charakter hermachen... !

Das einzige warum sie nicht zum Zuge kamen war halt, weil ich mich zufälligerweise schon rechtzeitig, gelenkt vom Bösen, von meinen Fesseln befreit hatte...

Ralf>   Mit was für Leuten ziehst du denn rum? [... ] Irgendwann vor meiner Zeit, wollte schonmal jemand aus meiner Gruppe Wichtel verführen! Spieler sind schon manchmal pervers!
Das trifft den Kern der Sache. Als Fee kann es einem passieren, von groben Thorwalern als Appetithappen angesehen zu werden, von gebildeten Magiern für kleine Wesen aus Märchenbüchern, oder von Zwergen als komisches Flatterteil. Wem es nichts ausmacht, nicht für voll genommen zu werden, wer auch mal Zauber gegen die eigene Gruppe anwendet wenn er eine Tür ins Kreuz geschmettert bekommt, für den ist die Fee vielleicht eine nette Figur. Nichts für Leute, die versuchen, größtmöglichen Erfolg auf einem Abenteuer zu ziehen oder mehr auf Hack'n'Slay stehen...

Ich hoffe, daß dieser Text viele Anregungen zu interessanten  Abenteuern liefert. Das aktive Spiel einer Fee vermag etwas neue Farbe in eine Gruppe zu bringen, da sie Geheimnisse birgt, mit denen die Spieler nicht vertraut sind. In diesem Sinne sollten die hier angebotenen Informationen nur allmählich preisgegeben werden. Warum nicht einmal einen Spieler zur Hauptfigur eines Spiels machen? Eine Fee bietet bestimmt viele Begebenheiten, die dazu einladen.

Ich würde mich über Rückmeldungen über diesen Text freuen. Wenn Verbesserungsvorschläge oder Änderungen der Regelanpassungen aufkommen, würde ich gern darüber diskutieren. Auch Berichte von Gruppen, die nach diesen Vorschlägen Feen als Spielerfigur ausprobiert haben, interessieren mich. Vielleicht können so noch ein paar Kurzgeschichten hinzukommen.

Abschließend möchte ich denen danken, die mir bei der Erstellung dieses Textes behilflich waren: Karsten Klawon, der die Anpassung der Startwerte für Feen wesentlich gestaltete; Daniel Bachran, der in seinem ersten Spiel, das er leitete, meine Fee am Hals hatte und Korrektur gelesen hat; Harald Kühl, Felix Schubert, Dirk Reinelt für Verbesserungen am ursprünglichen Text; und den folgenden Menschen, die mit ihren Beiträgen in ihrer Diskussion im USENET Probleme aufwarfen oder Lösungen anboten: Jan Pluntke, Stephan Siano, Jens Schäfer, Oliver Hauss, Jürgen Lerch, Reimer Behrends, Knut Schünemann, Ralf Dobrileit, A.D., Michael Feil, Stefan Götz.



Rene Tschirley
2/13/1998


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