Kara von Weiden (Rondrageweihte) - Die Schlacht bei Silkwiesen

Greifenfurt war bereits seit einiger Zeit gefallen und befand sich in den Händen der Orks. Die Orks nannten nun die Region Finstermark. Auch die Schlacht um Rhodenstein war geschlagen. Zwar wurde diese gewonnen, doch man mußte herbe Verluste hinnehmen. So war auch in jener Schlacht der Abt-Marschall des Ordens zur Wahrung vom Rhodenstein gefallen: Hedan Pratos von Rhodenstein. Sein Nachfolger war Dragosch Aldewyn Ferlian von Sichelhofen.

Da meine Freunde nach ein paar Wochen nach Uhdenberg weitergezogen waren, kehrte ich ins Kloster des Ordens zur Wahrung zurück, wo ich die kalten Monde von Boron bis Tsa verbrachte. Sofern Zeit neben dem Klosteralltag blieb, schulte ich mich in Götterkunde und Geschichte, erlernte einige der einfachen Lithurgien der Rondrianischen Kirche und übte mich im Lanzenreiten und im Umgang mit Infanteriewaffen.

Man lobte meine Fortschritte und fertigte mir eine auf den Leib zugeschnittene Gestechrüstung an, auf deren Brust sich das Wappen meiner Familie befand: weißer Bär auf grünem Grund. In der folgenden Zeit mußte ich härter üben, da mein Körper sich erst an das Gewicht der schweren Rüstung gewöhnen mußte.

Anfang Tsa wurde berichtet, daß Orktruppen von Greifenfurt nach Wehrheim aufgebrochen seien. Daraufhin befahl Brin von Gareth sämtliche Truppen nach Wehrheim. Man ordnete mich einem Banner der Panzerreiter unter dem Kommando der Hauptfrau Baronin Ira von Seewiesen zu.

Wehrheim war überladen mit Soldaten. Die Unterkünfte waren dementsprechend karg und eng. Zwei Wochen warteten wir dort, ohne daß etwas geschah. Hafax von Wehrheim, unter dessen Kommando die Stadt stand, sandte erneut Kundschafter aus. Einen Tag später kehrten diese mit der beunruhigenden Kunde zurück, daß die Orktruppen sich nicht vor Wehrheim sammelten, sondern Richtung Gareth gezogen waren. Umgehend wurden sämtliche Truppen nach Gareth beordert.

Als wir in der Kaiserstadt ankamen, staunte ich über deren Größe und die Unmengen von Menschen. Man konnte kaum durch die Straßen gelangen, obwohl die Leute versuchten, uns auf unseren Kampfrössern Platz zu machen. Die meisten waren auch hier Soldaten.
Alle Männer, die fähig waren, eine Waffe zu tragen, wurden einberufen. Man bot sogar den Gefangenen, die mindere Straftaten begangen hatten, die Freiheit an, so sie sich für ein Jahr im Heer verpflichteten.

Am nächsten Tag fand eine große Parade statt. Das gesamte Heer sammelte sich im Hippodrom. Ein derart großes Heer habe ich meinen Lebtag lang noch nicht gesehen. Es sollen 14 000 Mann gewesen sein. Vom Hippodrom zog man dann langsam die Hauptstraße entlang. Es dauerte bis zum Nachmittag bis mein Banner zur Straße hinauszog. Vom lauten Jubel des Volkes begleitet, zogen wir an der Tribüne vorbei, auf der sich der Hochadel, unter anderem auch kein geringerer als Prinz Brin von Gareth selbst, befandt.

Die Kunde, daß die Orks bei Silkwiesen sich sammelten und uns dort gegenübertreten wollten, verbreitete sich am Tag darauf. So brachen nun unsere Truppen auf. Am Schlachtfeld angekommen, hatten wir noch eine Nacht zum Ruhen. Zwar war ich recht erschöpft vom Reiten in der schweren Gestechrüstung, doch die Aufregung vor meiner ersten Schlacht ließ mich noch eine Weile wach liegen, bevor mich der Schlaf einholte.
Es war noch dunkel, als meine Knappen mich weckten und mir in die Rüstung und auf mein Pferd halfen. Mein Banner hatte sich gerade gesammelt und an die geplante Position begeben, als es zu regnen begann. Das war ungünstig. Wenn es weiter so regnen würde, würde die schwere Kavallerie nicht einsetzbar sein.
Der erste Angriff erfolgte kurz vor Sonnenaufgang. Die Infanterie traf aufeinander. Eine Kohorte leichter Kavallerie wurde losgesandt, zog sich aber wieder zurück, da der Pfeilhagel der Orks zu massiv war. So ging es hin und her. Von dem Hügel, auf dem wir warteten, hatte man einen guten Überblick und so sahen wir, daß unsere Truppen immer mehr ins Hinterland abgetrieben wurden. Obwohl den etwa 8000 Orks etwa 14 000 Kaiserliche gegenüberstanden schienen wir die meisten Verluste hinzunehmen. Am Ende des Tages war die Stimmung in meinem Banner gedrückt, zum Einen waren wir nicht zum Einsatz gekommen und zum Anderen konnten wir es kaum glauben, daß solche Tiere, wie es die Orks, waren einen Vorteil erkämpften, obwohl sie in der Unterzahl waren.

Am nächsten Morgen bekamen wir den Befehl, uns zur Straße, die nach Gareth führt, zu positionieren. Dort wären die Infanterie-Truppen arg geschwächt worden und auf der Straße seien wir bei diesen Wetterbedingungen besser einsetzbar.
Wir brachen sofort auf und ritten zügig. Gegen Nachmittag trafen wir an der Straße ein. Gerade rechtzeitig, wie es schien. Unsere Infanterie war fast geschlagen und der Weg für die Orks nach Gareth beinahe geebnet.
Unser Banner versperrte die Straße und bezog Position in mehreren Reihen. Die Infanterie machte Platz für uns und unsere erste Reihe ritt los. Auch die Orks hatten Panzerreiter und setzten diese nun gegen uns ein. Einige von den unseren fielen, doch auch die Orks mußten Verluste hinnehmen. Nun war meine Reihe dran. Wir ritten los. Ein Ork kam genau auf mich zugeritten und so fixierte ich ihn. Ich traf ihn nur leicht. Das Kommando zur Wende und zum erneuten Angriff ertönte. Schnell wendeten wir und ritten los. Diesmal traf ich besser. Ein dritter Angriff sollte geritten werden. Wieder fixierte mich einer der Orks und wieder ritt ich los, ihn im Visier. Meine Lanze durchbohrte ihn, riß ihn durch die Wucht hoch in die Luft und zerbrach. Meine Knappen waren nicht in Reichweite, so daß sie mir keine Lanze geben konnten. Auch kam ich in der Gestechrüstung nicht an die Lanzen am Boden heran. Hilfesuchend sah ich mich um. Ein Verletzter meines Banners, der am Boden lag, sah meine Misere und reichte mir seine Lanze hoch. Grad rechtzeitig zum nächsten Angriff war ich bereit. Doch die Orks zogen sich erst einmal zurück.

Auch hier war das Gelände hügelig und wir suchten uns einen hochgelegenen Abschnitt der Straße, von dem man das Schlachtgeschehen besser überblicken konnte. Von dort konnten wir beobachten, wie von Norden her unsere Truppen das Orkenheer von der anderen Seite anzugreifen begannen. Als die Orks bemerkten, daß sie an zwei Fronten kämpfen mußten, zog ihr Heer zurück.
Von den ehemals 8000 Orks, so schätzte man, waren vielleicht noch 4000 übrig. Doch auch unsere Truppen hatten große Verluste hinnehmen müssen. 14 000 Mann waren in die Schlacht gezogen. Nur noch 9000 waren kampffähig. Diese Schlacht war gewonnen und wir kehrten wieder nach Gareth zurück.

Kara, Rondrageweihte



Heimkehr Das Schwarze Auge