Ich befand mich auf dem Rückweg von einem Zirkel mit meinen Schwestern bei Dragenfeld,
als ich in ein weiteres Abenteuer hineingezogen wurde. Langsam kam ich wieder in
besiedelte Gegenden, daher lief ich zu Fuß weiter. Naja, um ehrlich zu sein, tat mir auch
mein Gesäß vom vielen Fliegen weh, was wohl nicht unbedeutend meine Entscheidung, mich
"normal" fortzubewegen, beeinflußte. Nachdem ich eine Weile durch das Unterholz des Waldes ging, fand
ich einen doch recht großen Weg. Da ich keine Ahnung hatte, wohin er in der einen oder
anderen Richtung ging, nahm ich einfach irgendeine. Eine Meile später holte ich einen Händler
mit einem beladenen Karren ein. Sein Name war Maferan. Von ihm erfuhr ich, daß es in dieser Richtung
nach Dunkelbrunn ginge. Ja, warum nicht mal wieder in einer Ortschaft nächtigen.
Vielleicht gibt es dort ja den einen oder anderen hübschen Jüngling. Also schloß ich mich
Maferan einfach an. Wir kamen ins Gespräch und er bot mir leckere, getrocknete Früchte,
die er Datteln nannte, an. Wirklich lecker! Ich kaufte ihm gleich noch ein paar mehr ab.
Unterwegs trafen wir auf einen ulkig bunt gekleideten Kerl, der seine Freundin "Danjas" suchte,
sich aber nicht von uns helfen lassen wollte. Achselzuckend setzten wir unseren Weg fort.
Kurz vor Dunkelbrunn kamen wir an einem einsamen, trutzigen Turm vorbei, der von einem recht gut
gepflegten Kräutergarten umgeben war. Im vorbeigehen fielen mir jedoch keine besonders kostbaren
Kräuter auf.
In Dunkelbrunn angekommen kehrte ich in einer Wirtschaft namens "Zum Krug" ein. Eigentlich
hätte ich mir ja selber einen Becher Wein leisten können, aber wozu gibt es Männer. Ich schaute
mich um. Noch war nicht viel los. Einige wenige saßen am Tresen und von einem Tisch war das
unverkennbare Geklapper von Würfeln zu hören. Ich ging zu dem Tisch mit den Spielern hinüber.
Eine Zuckerschnitte war keiner von ihnen, aber der eine könnte doch eine nette Abendbeschäftigung
abgeben. Ich fragte ihn, ob ich ihm beim Spiel etwas Glück bringen darf und setzte mich einfach
neben ihn. Es dauerte auch gar nicht lang, bis er mir einen Wein bestellte. Zufrieden schaute
ich mich noch einmal im Wirtshaus um und entdeckte nun sowohl Maferan als auch diesen
buntgekleideten Burschen von unterwegs. Anscheinend hatte er seine Gefährtin nicht gefunden,
zumindest sah er mich betrübt an. Dann huschte auf einmal ein Grinsen über sein Gesicht und im
selben Moment rutschte mir der lauteste Rülpser, den ich je von mir gegeben hatte, raus. Uh...
wie konnte das passieren? Peinlich! Alle schauten leicht entsetzt zu mir. Auch mein Gönner
machte ein angewidertes Gesicht. Da läuft dann wohl nichts mehr heute. Schnell trank ich meinen
Becher aus und eilte dann hinaus. Mist!
Mir war die Lust auf weitere Männerjagd vergangen, daher suchte ich mir ein Zimmer in "Der roten
Sichel". Ich ging nochmal an die frische Luft, um Smia aus meinem Beutel zu lassen, damit sie
noch ein paar Mäuse jagen konnte; aber ansonsten war der Abend gelaufen.
Am nächsten Morgen traf ich beim Frühstück den Burschen mit der bunten Kleidung wieder. Er
stellte sich mir als Garewyr vor. Obwohl seine Freundin noch immer nicht zu sehen war, meinte
er, er habe sie gefunden und sie sei auch hier im Ort. Garewyr bedauerte, daß das Frühstück
nichts süßes wie Früchte oder Honig bot, da bot ich ihm ein paar der noch übrigen Datteln an.
Ich hielte das nicht weiter erwähnenswert, wenn mir nicht aufgefallen wäre, daß er eine der Datteln
in seinem Beutel verschwinden ließ und kurz darauf ich eine Bewegung im Beutel zu sehen. Besaß
er auch ein Vertrautentier? Er sah aber so gar nicht wie ein Hexer aus und auch der Hexenblick
blieb unerwidert.
Es gesellte sich eine junge Braut an unseren Tisch. Aufgeregt erzählte sie uns, daß sie
am nächsten Tage heiraten würde. Sie war so nervös, daß sie anscheinend das Kauen vergaß und
sich an einem großen Bissen verschluckte. Sie hustete heftig und schien gar keine Luft mehr
zu bekommen. Ich klopfte ihr erst leicht auf den Rücken. Als das nicht half, gab ich ihr einen
heftigen Schlag und der Brocken löste sich. Nach Luft japsend bedankte sie sich. Sie schenkte
mir ihren Blütenkranz, den sie im Haar trug und lud uns zur Hochzeitsfeier ein.
Garewyr sah nicht nach jemanden aus, der sich für Kräuter interessierte, dennoch fragte er,
nachdem wir irgendwie auf das Thema gekommen waren, ob ich ihm denn nicht ein paar heimische
Kräuter zeigen könnte. Nun warum nicht. Trotz der merkwürdigen Kleidung schien er ja ein ganz
netter und gutaussehender Mann zu sein. Und so gingen wir nach dem Frühstück hinaus auf die
Felder, um am Ackerrand nach dem einen oder anderen Kraut ausschau zu halten. Ich war gerade
dabei ihm ein Kraut zu zeigen, als eine Perainegeweihte aufgebracht angerannt kam und rief:
"Die Mistviecher haben das Saatgut gestohlen!".
Die Ernte für das nächste Jahr war in Gefahr. Eilig rannten wir in die Richtung in die die Geweihte
gezeigt hatte. Das Tor des Speichers stand noch offen und unübersehbar waren hier einige Spuren,
die in den Wald führten. Wir folgten den Spuren, doch im Wald verloren sie sich bald. Garewyr und
ich versuchten sie wiederzufinden, als uns plötzlich eine Fee entgegenflog und zu Garewyr rief,
daß es drei Goblins seien und daß wir ihr folgen sollten. Mit ihrer Hilfe holten wir sie dann auch
ein, denn sie kamen mit den erbeuteten Getreidesäcken nicht sehr schnell voran. Wir forderten
sie auf, die Säcke zurückzugeben, was sie natürlich nicht taten. Garewyr bot ihnen sogar einen
Edelstein zum Tausch, doch sie schienen die Nahrung als wertvoller zu betrachten.
Ich überlegte, wie ich sie erschrecken konnte, ohne einen Kampf zu provozieren, denn so wie
Garewyr aussah, war er kein Kämpfer, ich natürlich auch nicht und von der kleinen Fee ganz zu
schweigen. Ich hatte eine Idee. In dem Moment rutschte einem der Goblins ohne Grund die Hose
herunter. Das machte das Konzentrieren nicht grade leichter, trotzdem versuchte ich, Mishkaras
Mächte anzurufen. Und tatsächlich erschienen abertausende kleiner Insekten wie aus dem Nichts
und bedeckten komplett einen der anderen Goblins. Schreiend lief dieser davon. Die Fee stürzte
sich mutig mit einem Schwert, nicht größer als eine Haarnadel, auf den dritten Goblin. Da fing
Garewyr aus vollem Halse an zu lachen und der Goblin, dem die Hose runtergerutscht ist, begann
nicht minder heftig zu lachen... im Gegenteil: als Garewyr sich gefangen zu haben schien und nur
noch ein breites Grinsen sein Gesicht bedeckte, da war der Goblin richtig in einem Lachkrampf
gefangen. Den Goblins schien das alles nicht ganz geheuer und sie rannten, das Saatgut
zurücklassend, davon. Als wir mühevoll die Säcke zurücktrugen, erfuhr ich, daß die Fee die
Freundin war, die Garewyr am Tag zuvor im Wald gesucht hatte.
Auf den Feldern vor Dunkelbrunn empfing uns die Perainegeweihte freudig und bat uns, doch ihr
zu folgen. Im Perainetempel gab sie uns als Dank ein Säckchen voll Wirselkraut. Ich bedankte
mich und erklärte, dem fragend dreinschauenden Garewyr, wozu das verwendet werden kann.
Danjas schien sehr neugierig zu sein. Sie wollte unbedingt den trutzigen Turm, an dem wir
gestern auf dem Weg vorbeikamen, erkunden. Warum nicht, schließlich wollte ich zumindest noch bis zur
Hochzeitsfeier am morgigen Tage bleiben. Ein graugekleideter Mann war gerade in dem Kräutergarten
vor dem Turm am arbeiten. Garewyr und ich verwickelten ihn in ein belangloses Gespräch über
Kräuter, während Danjas unbemerkt durch das obere Turmfenster hineinflog.
Nach einigen Minuten kehrten wir wieder zu der Stelle zurück, an der wir uns von Danjas getrennt
hatten. Danjas kam gerade angeflogen... naja, "gerade" nicht im Sinne von geradeaus, denn Sie hielt
krampfhaft ein Blatt Papier fest und wurde mit jeder Windböe etwas abgetrieben. Sie sagte, daß
im Turm jede Menge zwielichtige Fläschchen, Gläser und Bücher herumstünden. Aus einem dieser Bücher
hätte sie dieses Blatt herausgerissen. Es zeigt einen Schädel, dessen Decke man an einem Scharnier
aufgeklappt hatte. Für Danjas war das der unmittelbare Beweis, daß der Typ böse war. Ich für
meinen Teil zuckte mit den Schultern und hoffte, daß er solche Experimente nur an Toten machte...
das wäre ja nicht schlimm. Neben der Zeichnung stand ein Text. Ich war zwar die Einzige von uns
Dreien, die Lesen konnte, doch diese Schrift war mir fremd.
Wir sahen uns weiter im Wald um, denn Danjas wollte wissen, was für Kräuter hier im Wald wuchsen.
Sehr erfolgreich waren wir nicht, aber immerhin fanden wir einen schön trockenen Zunderschwamm.
Den könnte man ja später für ein kleines Feuer verwenden, um eine Salbe aus den gefundenen Kräutern
zu kochen.
Wir liefen schon eine Weile durch den Wald, als wir an eine Lichtung kamen, auf der 12 Bäume einen
präzisen Kreis bildeten. Sie sahen sehr prächtig aus. Ehrfurchtsvoll blieb ich in der Mitte
des Kreises stehen. Als ich so da stand, bemerkte ich ein dumpfes, tiefes, aber leises Hämmern.
Den anderen fiel es auch auf, als sie in den Kreis traten. Es war schwer auszumachen, woher es kam.
In der Kreismitte schien es am lautesten zu sein, aber der Ursprung war nicht festzustellen.
Ich schaute mir einen schönen Baum nach dem anderen an. Bei einem der Bäume hatte ich das Bild
Rahjas im Geiste. Ich wußte nicht warum. Langsam ging ich auf diesen zu. Ich schloß die Augen und
berührte ihn. Er fühlte sich nicht wie ein Baum an, sondern wie Stein. Als ich die Augen wieder
öffnete, stand vor mir nicht mehr der Baum, sondern eine Rahja-Statue. Ehrfürchtig kniete ich
vor ihr nieder. Ich konnte mir nicht erklären, was hier geschehen war. Ich trat einige Schritte
zurück und schaute mir die anderen Bäume an. Es waren 12.
Unsicher ging ich auf den nächsten zu und berührte ihn. Auch dieser verwandelte sich in eine Statue
und ich schaute in das strenge Gesicht von Praios. Erschrocken wich ich zurück und gab ein Stoßgebet
von mir, daß ich doch gar nichts böses getan hätte und daß er mir verzeihen möge, daß ich nun
mal eine Hexe sei.
Garewyr und Danjas fragten mich, wie ich das gemacht hätte. Ich trat aus dem Kreis und meinte,
daß ich lediglich die Bäume berührt habe und keinerlei Magie gewirkt hätte und daß, wenn sie
die Bäume berührten, diese sich bestimmt auch verwandeln würden. Das fanden sie lustig und schritten
gleich zur Tat, um auch die anderen Bäume umzuwandeln. Ich versuchte sie davon zu überzeugen, daß die
Idee vielleicht doch nicht so lustig sei, schließlich seien das die 12 Götter. Doch da weder Danjas
noch Garewyr bisher etwas von den Zwölfen gehört hatten, da Danjas aus einer Feenwelt kam und Garewyr
von Kobolden erzogen wurde, hatten sie keinerlei Ehrfurcht vor ihnen und berührten einen Baum nach
dem anderen. Dann standen sie da... die Zwölfe in ihrer vollen Pracht. Auch nachdem Danjas und
Garewyr aus dem Kreis traten blieben die Bäume Statuen. Wir beschlossen, im Dorf nach diesem
Kreis zu fragen und was es mit ihm auf sich habe.
Da wir nicht wußten, ob es verboten war, die 12 Bäume zu berühren, fragten wir lieber
vorsichtig im Perainetempel nach, was denn die Lichtung mit dem Baumkreis zu bedeuten habe.
Sie sagten uns nur, daß diese Bäume dort schon immer stünden und sie nicht mehr davon wüßten.
Mehr schienen sie nicht zu wissen oder waren sehr geschickt, sich nichts weiter anmerken zu lassen.
Danjas wollte die Gelegenheit nutzen und flüsterte Daniel aus ihrem Versteck (sie will von den
anderen noch immer nicht gesehen werden), daß er ihr den Zettel zeigen sollte. Die Geweihte
meinte, daß dort Ingredienzen stünden, die man anscheinend für irgendein Experiment bräuchte
und daß die Schrift nach Irenikus, der ein Gelehrter sei, aussah.
Als nächstes gingen wir zu Olaf, dem Händler. Auch er schien nichts besonderes über den Baumkreis
zu wissen. Er sah überrascht aus, daß jemand überhaupt danach fragte. Da ich schon mal da war,
kaufte ich etwas Leinöl und Keimöl für die Salbe. Als ich nach kleinen Fläschchen oder Tiegeln fragte,
meinte er, daß ich da mal beim Wibald nachfragen sollte. Wir wollten gerade gehen, da fragte er mich,
ob ich ihm nicht einen Gefallen tun könnte. Der Wibald hätte eine Spieluhr von ihm, ein altes
Familienerbstück, doch dieser wollte sie nicht wieder zurückgeben. Ich versprach ihm, es für ihn zu
versuchen.
Bei Wibald erfuhren wir auch nicht mehr über die 12 Bäume, aber ich bekam ein paar Fläschchen und Tiegel...
auch wenn diese zum Teil erstmal ausgekocht werden mußten. Ich fragte ihn nach Uhren und er zeigte mir
einige. Ich gab vor, daß mich Mechaniken faszinierten und hakte nach, ob er nicht noch andere, evtl.
kompliziertere Mechaniken hätte, vielleicht so etwas Spieluhren. Doch er verneinte. Das war klar.
Nun gut... er ist ja nur ein Mann, mit ein bißchen Flirten und ein paar Andeutungen kommt man bei
ihm vielleicht weiter. So richtig wollte er jedoch nicht anbeißen, meinte aber, daß er eventuell
etwas auftreiben könnte und daß ich doch morgen noch mal vorbeischauen sollte.
Wir hatten nun alles zusammen, was wir zum Kochen der Salbe brauchten und machten uns auf den Weg zum
Bach. Auf dem Weg dorthin sammelten wir noch etwas Feuerholz. Dort angekommen tranken wir erst einmal
ein wenig aus dem Bach. Dann legte ich alle Ingredienzen, Fläschchen, Tiegel und meinen kleinen Kessel
zurecht und begann ein Feuer zu machen. Danjas schaute mir gebannt zu, während Garewyr eher
desinteressiert in der Gegend umherschaute. Ich war gerade dabei einen Holztiegel mit Wasser
auszukochen, als Garewyr meinte, daß ihm schlecht sei und sich kurz darauf übergab. Danach ging
es ihm wieder besser. Danjas und ich dachten uns nichts weiter dabei, er hatte bestimmt nur etwas
Verdorbenes gegessen. Also machte ich weiter. Die Tarnelensalbe war schon fast fertig, als auch
Danjas und mich Übelkeit überkam. Nachdem wir unsere Mägen erleichtert hatten, überlegten wir, was
wir drei gemeinsam zu uns genommen hatten. Vielleicht das Bachwasser? Und tatsächlich, als wir prüfend
daran rochen, war ein fauliger Geruch zu vernehmen. Angewidert entleerte ich die fast fertige Salbe
aus dem Kessel. Mit so einer Grundlage konnte bestimmt keine gute Salbe gelingen. Ein ordentlicher
Schluck Alkohol wäre jetzt bestimmt gut nach dem fauligen Wasser und so schlug ich vor, eine Taverne
aufzusuchen. Danjas hielt jedoch nicht all zu viel davon, wünschte uns viel Spaß und flog Richtung
Wald davon.
Garewyr und ich gönnten uns so einige Becher Wein und waren gut angerauscht. Eigentlich war Garewyr
gar kein so schlechter Kerl... bestimmt würde es Spaß machen, sich mit ihm etwas zu amüsieren und
so schlug ich ihm vor, doch einen nächtlichen Spaziergang zum Baumkreis zu machen. Es würde Rahja
bestimmt gefallen, wenn man ihr zu Ehren opfert. Als wir an der Lichtung ankamen, waren dort noch
immer die Statuen und nicht die Bäume zu sehen. Wir wunderten uns nun um so mehr, daß die Dorfbewohner
anscheinen nichts von den Statuen wußten. Ich zog Garewyr, einen großen Bogen um die Statue des Praios
machend, in Richtung der Rahjas. Was dann geschah, kann sich wohl jeder denken und ich brauche dies
nicht näher zu schildern. Danach begaben wir uns in unser Gasthaus zurück und Garewyr kam für die
Nacht mit auf mein Zimmer.
Am nächsten Morgen erwachte ich, von einem Klopfen aufgeweckt, allein in meinem Bett, von Garewyr
war keine Spur. Das Klopfen kam vom Fenster, gegen das Danjas zu hämmern schien. Ich ging zum Fenster
und ließ sie herein. Panisch erzählte sie mir, daß sie eigentlich draußen in einer Baumhöhle geschlafen
habe, aber eben in ihrem Zimmer aufgewacht, mit einem Kissen zugedeckt, wie sie es eigentlich nur
in der Nacht zuvor gewesen sei. In dem Moment klopfte es an der Tür. Es war Garewyr
und auch er war verunsichert, denn er konnte sich ebenfalls nicht erklären, wieso er in seinem Zimmer
aufgewacht sei. Mir kam da ein unguter Gedanke. Ich schaute in meinen Beutel: das Säckchen mit der
Tarnele, der Blütenkranz, die Öle, Fläschchen und Tiegel waren verschwunden, dafür waren die Datteln,
die am gestrigen Tage aufgegessen wurden noch da. Ungläubig schauten wir uns an. Danjas beteuerte noch
mal mit Nachdruck, daß sie gestern nicht zurück zum Gasthaus gekehrt war. Sie hatte einen Drachen gesehen
und ist ihm zu seinem Hort, der in einem Baumwipfel war, gefolgt und hat sich auf dem Weg zurück
eine leere Baumhöhle für die Nacht gesucht.
Um den Schock zu dämpfen, gehen wir erst einmal runter zum Frühstück. An unseren Tisch sitzt wieder
die Braut und erzählt uns erneut, daß sie morgen - ja morgen!!! - heiraten wolle. Erneut schauen
Garewyr und ich uns beunruhigt an... und Danjas, die versteckt in Garewyrs Tasche saß, schaute bestimmt
auch nicht anders. Kurz darauf verschluckte sich die Braut kräftig und schien fast zu ersticken.
Diesmal schlug ich ihr gleich kräftig auf den Rücken und der verschluckte Bissen löste sich. Wieder
schenkte mir die Braut ihren Blütenkranz und lud uns zu ihrer Hochzeit ein.
Somit war uns klar, daß unsere unausgesprochene Befürchtung, nämlich, daß alles genau so war, wie
am vorangegangenem Tag, zutraf. Wir aßen schnell auf und gingen hinaus, um zu besprechen, was wir
nun tun sollten. Vielleicht könnten wir diesmal ja gleich den Raub des Saatguts verhindern.
Kurzentschlossen kauften wir Lebensmittel ein, begaben uns zu der Getreidescheune und legten uns
dort auf die Lauer. Als nach einiger Zeit die Goblins tatsächlich auftauchten, kamen wir hervor und
boten ihnen unsere Lebensmittel an. Verunsichert nahmen sie etwas und wollten wieder gehen. Wir
versuchten mit ihnen zu reden, doch von ihnen kam nur so etwas wie "Hunger". Anscheinend schienen
sie unsere Sprache nicht richtig zu sprechen. Wir beschlossen, ihnen heimlich zu folgen.
Kurz vor dem Goblindorf stoppten wir und diskutieren, was wir jetzt machen sollten.
Wir einigten uns darauf, daß wir erst einmal uns verstecken und beobachten wollten. Soweit zum Plan,
jedoch hatten mich die Goblins bald entdeckt. Ich schaute mich hilfesuchend nach Garewyr und Danjas um,
doch sie schienen weg zu sein. 3 Goblins kamen mit Speeren auf mich zu. Ich sagte ihnen, daß ich
doch nur helfen wollte und lege ihnen weitere Lebensmittel hin. Einer der Goblins antwortete: "Gut, jetzt
gehen!" Ich versuchte sie zu fragen, wieso sie stahlen, doch sie wollten oder konnten mich nicht
verstehen. Ein anderer pikte mir seinen Speer von hinten in die Rippen. Das war mir alles andere
als geheuer, mich packte die Angst, ich saß schnell auf meinen Kampfstab auf und flog davon, bevor
sie aggressiver werden konnten. In sicherer Entfernung landete ich. Garewyr kam mir hinterhergerannt.
Er blickte mich erstaunt an und fragte, wie ich das gemacht hätte und ob er auch auf dem Stab fliegen
könnte. Ich mußte ihn enttäuschen, denn er würde es weder verstehen, noch selber darauf fliegen
können. Er gab sich jedoch mit meiner Antwort ab.
Garewyr berichtete mir, daß Danjas noch weiter das Dorf beobachten wollte. Wir beide beschlossen,
daß wir in der Zwischenzeit uns ja noch einmal den Bach genauer anschauen könnten. Und so liefen
wir zum Bach und folgten ihm bis zu seiner Quelle. Das Wasser sprudelte aus einem Fels hervor und
sammelte sich in einem teichartigen Becken. Das Wasser, das aus dem Fels kam, schien frisch und
einwandfrei zu riechen, während sich vom Teich ein unangenehmer Gestank ausbreitete. Bei näherem
Hinschauen entdecken wir ein merkwürdiges, schleimiges Tier dort drin. Das Schleimgetier zog
eine deutlich zu erkennende Dreckspur hinter sich her.
Garewyr wollte versuchen, das Wesen mit seinem Holzschwert aus dem Wasser zu zerren, doch das Tier
griff das Schwert an und biß hinein. Als Garewyr sein Holzschwert zurückzog, war das vordere Ende
angeätzt. So einfach würde das also nicht werden. Wir beschlossen zurück nach Dunkelbrunn zu gehen,
irgendjemand besaß bestimmt etwas, womit man das Ding da rausfischen konnte.
Weder Olaf noch Wibald besaßen Fischereibedarf, doch sie verwiesen uns an Ortfried, den Jäger.
An seiner Hütte trafen wir nur seine Nachbarin an, die uns mitteilte, daß Ortfried zum Fischen
gegangen sei. Also kehrten wir wieder Richtung Bach um. Auf halbem Wege kam uns der Jäger
aufgebracht entgegen. Er fluchte lauthals, daß alle Fische tot seien. Wir sagten ihm, daß
wir wüßten, woran es läge, doch um das üble Tier zu entfernen, bräuchten wir ein Fischernetz
und einen Speer. Bereitwilligt überließ er uns beides.
Wieder an der Quelle angekommen, versuchten wir unser Glück beim Fischen. Es war gar nicht so
leicht, wie wir das vermutet hatten. Doch nach einer Weile hatten wir das Schleimgetier im Netz
und zogen es schnell an Land. Als wir es mit dem Speer töteten, puffte und zischte es, dann
zerfloß es in eine widerlich stinkende Suppe. Angewidert, doch erfolgreich kehrten wir zum
Dorf zurück und gaben Ortfried Netz und Speer zurück. Dieser war uns sehr dankbar und schenkte
uns sogar einen Südweiser.
Wir waren kaum wieder auf die Straße getreten, da brach ein Mann vor uns zusammen. Er murmelte
etwas davon, daß Goblins ihn überfallen hätten. Ich spuckte auf die Wunde, um sie zu heilen,
doch die Wunde blieb offen und ich handelte mir nur seltsame Blicke ein. Also begann ich auf
die herkömmliche Art, die Wunden zu versorgen, als die Perainegeweihte eintraf und mir die
Arbeit abnahm.
Garewyr und ich liefen in die Richtung, in der der Überfall geschehen sein mußte, nämlich
Richtung Goblindorf. Danjas kam uns entgegen und berichtete uns von dem Überfall. Einen Sack Kohlen
hätten sie dem Mann abgeknöpft. Die Räuber seien aber schon wieder im Goblindorf und es wäre
keine gute Idee, wenn wir drei versuchen würden, uns gegen alle Goblins zu stellen.
In Dunkelbrunn schienen viele merkwürdige Dinge zu passieren. Es kam uns schon seltsam vor,
daß so viele Dinge im argen lagen. Wir wollten nochmal den eigenartigen Baumkreis erkunden,
da es uns keine Ruhe ließ, daß anscheinend kein Dunkelbrunner von den Statuen wußte. Als wir dort
ankamen, waren die Statuen verschwunden und die Bäume standen dort in ihrer Pracht... genau wie
gestern, bevor wir sie berührt hatten. Danjas berührte einen der Bäume, der sich erneut in eine
Götterstatue verwandelte. Auch das leise, dumpfe Hämmern war zu hören. So sehr wir auch suchten,
wir konnten den Ursprung nicht finden. Es schien fast so, als ob es aus der Erde kam.
Danjas überredete uns, hier bis in die Nacht hinein zu warten, denn hier hatte sie gestern den
Drachen zum ersten Mal gesehen. Und tatsächlich, 2 Stunden nach Sonnenuntergang flog ein
Drache über die Lichtung hinweg. Danjas und ich flogen ihm in einigem Abstand möglichst
unauffällig hinterher. Ein oder zwei Meilen entfernt, ließ er sich in einem großen Baumnest
nieder. Wir versteckten uns hinter einem Baumwipfel, lugten zwischen den Zweigen hindurch und
konnten beobachten, wie er sich zur Ruhe bettete. Wir warteten eine Weile und suchten uns
einen näheren Baum, um besser sehen zu können. Irgendwie machte er, so wie er da lag, einen
friedlichen Eindruck. Danjas schien genauso zu empfinden und flog direkt auf ihn zu. Was hatte sie
vor? Sie wird doch nicht... doch sie tätschelte den Drachen, flog dann aber vorsichtig wieder weg,
nur um auf einmal panisch die Flucht zu ergreifen. Ich schaute voller Angst zum Drachen hinüber.
Seine Augen waren nur einen schmalen Schlitz geöffnet, schauten aber direkt zu meinem Versteck
hinüber. Dann hörte ich eine Stimme in meinem Kopf: "Brauchst keine Angst zu haben, aber laß
mich schlafen!" Ich hatte trotzdem Angst und zwar panische Angst. Hals über Kopf ergriff auch
ich die Flucht.
Zurück am Steinkreis traf ich Danjas an, doch Garewyr schien mittlerweile zum Dorf zurückgegangen
zu sein. In unserer Unterkunft fanden wir ihn. Er berichtete uns, daß er in der Taverne
die Schankmagd vor Maferan, der sich wie ein Rüpel aufgeführt hatte, gerettet hätte. Sie schenkte
ihm dankbar ein süßes Weißbrot, daß, laut Garewyr, einem sämtliche Kräfte zurückgebe.
Der nächste Morgen begann genau wie der davor und der davor. Ich rettete die Braut, bekam ihren
Blütenkranz geschenkt und wir wurden zur Hochzeit eingeladen. Wir überlegten, ob etwas an unseren
Taten das Wiederholen des heutigen Tages beenden würde, denn uns war nicht wohl bei dem Gedanken,
diesen Tag auf immer neu zu erleben. Danjas wollte zuerst zum Steinkreis, vielleicht war ja am
Vormittag dort etwas anderes zu bemerken und bis das Saatgut gestohlen werden würde, hätten wir
noch etwas Zeit. Also gingen wir hin. Danjas und Garewyr lösten alle
Verwandlungen der Bäume aus. Ich hoffte nur, daß wir mit unserem ständigen berühren nicht den
Zorn der Götter auf uns ziehen würden. Auf der Lichtung war nichts Neues zu bemerken und so kehrten
wir nach Dunkelbrunn zurück, um uns um das Saatgut zu kümmern. Danjas meinte, daß Garewyr und ich
auch ohne sie auskämen und wollte lieber noch mal den seltsamen Einsiedler beobachten. Und so
trennten wir uns.
Die Goblins hatten bereits zugeschlagen, doch wir wußten ja, wo sie hin wollten und nahmen die
Verfolgung auf. Wir konnten sie noch rechtzeitig vor dem Goblindorf abfangen. Als Dank für
das zurückgebrachte Saatgut, schenkte uns die Perainegeweihte wieder das Säckchen Wirselkraut.
Direkt danach trennte ich mich von Garewyr und ging zu Olaf, um mir einige der leckeren Datteln
zu kaufen. Garewyr wollte währenddessen Netz und Speer besorgen und das schleimige Tier aus
dem Bach fischen. Als ich bei Olaf war, fragte dieser mich heute merkwürdigerweise nicht, ob
ich ihm einen Gefallen tun könnte. Vielleicht würde er mich nur fragen, nachdem sich unsere
Heldentat mit dem Saatgut im Dorf herumgesprochen hätte. Trotzdem wollte ich noch einmal
schauen, ob ich nicht doch die Spieluhr von Wibald bekäme.
Bei Wibald wurde ich wieder auf den nächsten Tag vertröstet. Das war ein Problem, denn der schien
ja nicht zu kommen. Garewyr würde bestimmt alleine zurechtkommen, aber vielleicht könnte Danjas ja
Hilfe gebrauchen und so brach ich in Richtung des Turms auf. Auf dem Weg dorthin bekam ich mit,
wie sich zwei Jäger über eine Weißschreck unterhielten, der zu einer echten Plage geworden sei,
da er oben in den Bergen sowohl Großwild als auch Menschen anfiele.
Am Turm berichtete Danjas mir, daß sie beobachtet hätte, wir der Einsiedler das Schleimviech an
der Quelle ausgesetzt hätte. Die Perainegeweihte hatte ihn als Irenikus den Gelehrten bezeichnet
und schien keinerlei Argwohn gegen ihn zu haben und so überlegten wir, ob wir ihn nicht einfach
darauf ansprechen sollten. Wir suchten Garewyr auf, der inzwischen erfolgreich das Tier aus der
Quelle geholt hatte und wiederum von Ortfried mit dem Südweiser beschenkt wurde und kehrten
zusammen zum Turm zurück.
Während Garewyr und ich Irenikus auf das Schleimtier ansprachen, flog Danjas erneut durch eines der
Turmfenster in den Turm. Irenikus war zwar erstaunt, daß wir davon wußten, doch er reagierte
nicht aggressiv. Wir fragten ihn, warum er dies denn getan hätte. Er antwortete, daß er das Tier
aufgezogen hatte und daß es einfach zu groß für seine Wasserbehälter geworden sei und daß
er es deswegen in der Natur ausgesetzt hatte. Als wir wissen wollten, ob er denn nicht wüßte,
daß wegen der Absonderungen seines Zöglings die Fische im Bach starben, war er sichtlich überrascht
und bedauerte dies auch. Er würde es natürlich wieder herausholen. Wir versuchten uns nicht
anmerken zu lassen, daß das Tier bereits tot war. Bevor wir gingen, fragte er uns, ob wir ihm nicht
einen Gefallen tun könnten. Seine Knochen seien schon zu alt, als daß er es selber tun könnte.
Er bräuchte Rinde einer Blutulme, doch die Blutulmen wuchsen nur weit oben auf den Bergen und die
beste Rinde war die, die weiter oben nahe den Wipfeln wuchs. Nun,
er schien ja doch ein freundlicher Gesell zu sein und so versprachen wir, ihm zu helfen.
Danjas kam erneut mit der herausgerissenen Seite aus dem oberen Turmfenster geflogen. Garewyr und
ich schauten uns seufzend an. Als wir Danjas von der freundlichen Reaktion von Irenikus berichteten,
wirkte sie fast enttäuscht, daß er eventuell doch kein Bösewicht sei.
Zusammen machten wir uns auf den Weg in die Berge. Nach zweistündigem Marsch fanden wir die ersten
Blutulmen. Ich schaute mich um, ob irgendwelche anderen Leute zu sehen waren, dann flog ich zu
den Wipfeln hinauf, wo ich einige Rinde abschnitt. Als ich mich wieder nach unten begab, war
Danjas verschwunden, um die Gegend zu erkunden.
Kurze Zeit später kam sie angedüst und meinte,
wir sollten ihr folgen, sie hätte was entdeckt. Kurzum: wir folgten ihr. Die Schneegrenze lag in
etwa auf der Höhe, auf der wir gerade waren. Danjas flog schnurstracks auf eine alte Holzhütte zu,
die inmitten eines Schneefeldes stand. Wir folgten ihr in die Hütte. Ein seltsames Gefühl hatte ich
hier drin. Was war das da am Fenster? Eine halbdurchsichtige Gestalt? ein Geist! Ich stürmte zur
Tür hinaus und Danjas nahm die Abkürzung durch den Schornstein. Nur Garewyr blieb drinnen. Er schien
sich zu unterhalten. Ich schaute noch einmal vorsichtig zur Tür hinein. Tatsächlich, Garewyr
unterhielt sich mit dem Geist, der beim zweiten Hinschauen eher niedergeschlagen als beängstigend
aussah. Er heiße Golin. Man hatte ihn als Wilderer verbannt und er hatte den Winter in dieser Hütte
nicht überlebt. Aber Salek, auch ein Bewohner Dunkelbrunns, sei der wahre Wilderer, nicht er.
Da er zu Unrecht gestorben war, war ihm nun der Weg in Firuns Reich versagt.
Wir überlegten, wie wir ihm helfen konnten. Vielleicht konnte man den Irrtum ja noch nachträglich
aufklären. Das einzige Indiz, daß es Salek und nicht Golin war, waren die Federn der Pfeile, mit
denen das Wild damals erlegt wurde. Golin benutzte stets nur die des Auerhahns, während Salek
jene des Bergfasans verwendete. Der Dorfschulze hatte ihn damals vertreiben lassen. Wenn wir
diesen überzeugen könnten, käme Golin vielleicht wieder zu seiner Ehre. Danjas fand das alles sehr
traurig und fragte mich, ob sie ihm nicht den Blütenkranz schenken dürfe, den wir von der Braut
bekommen hatten. Ich gab ihn ihr und als sie ihn an Golik überreichte, war ein Hauch von Hoffnung
in seinen Zügen zu erkennen.
Auf dem Rückweg von der Hütte wurden wir von dem Weißschreck angefallen. Er war gar nicht so groß,
aber sehr stark, schnell und angriffslustig. Zu dritt versuchten wir ihn abzuwehren, doch wir
schafften es erst, nachdem Garewyr, der übel vom dem Tier erwischt wurde, zu Boden sackte. Mit
meiner letzten Astralenergie versuchte ich ihn zu heilen, dann wurde es dunkel um mich herum. Als ich
aufwachte rüttelte Danjas vehement an mir, sofern das bei ihrer Körperkraft und -masse möglich war.
Besorgt schaute ich mir Garewyr an. Er schien tot zu sein. Aber das durfte nicht sein, weder
Danjas noch ich wollten das wahrhaben, noch zu lassen. Mir war es nun egal, ob ich gesehen werden
würde oder nicht; ich schwang mich auf meinen Stab und flog so schnell ich konnte zu Irenikus.
Vielleicht konnte er helfen, vielleicht gab es noch Hoffnung. Irenikus war bereit zu helfen und
kam sofort mit. Ich half Irenikus so gut es ging den Weg in die Berge hinauf, doch wir schienen
Ewigkeiten zu brauchen. Erst nachdem die Sonne versunken war, kamen wir bei Danjas und Garewyr
an. Irenikus schüttelte jedoch nur traurig seinen Kopf. Er meinte, Garewyrs Seele sei schon
fort. Man könne nichts mehr tun. Es war zu spät. Niedergeschlagen trugen wir Garewyrs Körper
ins Tal hinab.
Wir legten ihn auf der Lichtung an der Tsastatue ab. Irenikus
war sehr erstaunt, daß hier anstatt der Bäume Götterstatuen zu sehen waren, doch Danjas und ich nahmen
das nur vage wahr. Ich hatte noch nie direkt an Tsa ein Gebet gerichtet und überlegte, was wohl
angebracht war. Ich sagte noch zu Danjas, daß wir Blumen pflücken sollten, denn Tsa liebt sie.
Da fiel mir der Blütenkranz ein und ich bedauerte nun sehr, ihn nicht Tsa schenken zu können.
Wir fanden in der Dunkelheit nur wenige Blumen. Trotzdem legten wir diese respektvoll Tsa zu
Füßen. Ich betete darum, daß Tsa Garewyr noch eine Chance geben sollte, er hatte diesen Tod
nicht verdient. Sie möge ihm verzeihen, daß er nie gelernt hatte an die Zwölfe zu glauben, doch,
wenn er die Gelegenheit dazu gehabt hätte, dann wäre sein Herz für Tsa offen gewesen.
Schweigend begleiteten wir Irenikus zu seinem Turm zurück. Ich gab ihm die Blutulmenrinde, um
die er uns gebeten hatte. Er bedeutete uns noch kurz zu warten und verschwand in seinem
Gemäuer. Nach wenigen Minuten kam er wieder heraus und drückte mir ein Amulett in die Hand.
Dies sei für unseren Schutz. Welch Ironie des Schicksals... Garewyr hätte dies vorhin gut
gebrauchen können. Ich nickte Irenikus zu, dann gingen wir langsam zu unserem Gasthaus.
Am nächsten Morgen weilte zu unserer Überraschung Garewyr wieder unter uns. Im Geiste dankte
ich Tsa, obwohl ich nicht wußte, ob es nun Tsas Wirken war oder ob es deswegen war, weil
wir immer wieder am gleichen Morgen aufwachten. Letzterer Gedanke machte uns mittlerweile große
Sorgen. Konnten wir diesen Kreislauf irgendwie durchbrechen? Mußten erst all die
Ungerechtigkeiten hier in Dunkelbrunn bereinigt werden? Wenn dem so war, dann mußten wir dies
alles an einem einzigen Tag schaffen, denn am nächsten Morgen fing ja wieder alles von vorne an.
Wir gingen erst einmal zum Frühstück, denn die Braut mußte ja gerettet werden. Nachdem wir
sie von dem verschluckten Bissen befreit hatten, legten wir uns einen Plan zurecht, wann
wir was wie tun sollten. Manche Dinge schienen erst einzutreten, nachdem bestimmte andere
Ereignisse schon eingetreten waren. Uns fiel auch auf, daß wir immer etwas bekamen, wenn wir
etwas geholfen hatten. Kaum hatte jemand diesen Gedanken ausgesprochen, fiel mir der Blütenkranz
ein, den wir gestern so gerne Tsa geopfert hätten. Was wäre, wenn wir passende Opfergaben für
alle zwölf Götter bekommen mußten? Das machte es nicht einfacher, zudem so wie so so einiges
an einem einzigen Tag erledigt werden mußte.
Wir wollten als erstes unser Glück bei Wibald mit etwas mehr Heimtücke versuchen. Da keiner
aus dem Dorf Danjas bisher gesehen und wahrscheinlich auch noch nie eine
richtige Fee zu Gesicht bekommen hatte, tat Danjas so, als wäre sie eine Puppe und machte
sich ganz steif. Wir belegten Wibald mit einem Wahrheitszauber, dann sagte ich, daß ich gerne
die Puppe gegen etwas anderes Schönes tauschen wollte und fragte ihn, ob er nicht eine Spieluhr
hätte. Ohne zu zögern bejahte er die Frage und schien über seine eigene Antwort sehr erstaunt.
Wir konnten den noch immer etwas verwirrten Wibald dazu überreden, uns die Spieluhr zu zeigen.
Als er die Mechanik aktivierte und die Musik erklang, fing Danjas zu tanzen an und schlug damit
Wibald in ihren Bann. Garewyr nutzte die Gunst der Minute und verwandelte einen Stein durch
einen Koboldtrick in eine Spieluhr, die haargenau aussah, wie die andere. Ich deckte Wibalds
Sicht auf die richtige Spieluhr ab, während Garewyr schnell die Spieluhren austauschte und
die von Olaf in seine Tasche versenken ließ. Als Danjas Tanz zu Ende war, war Wibald durchaus
an der "Puppe" interessiert, doch wir sagten, daß die Spieluhr doch kein geeignetes Tauschobjekt
wäre und verabschiedeten uns schnell und verließen sein Geschäft.
Wir gingen zu Olaf hinüber, doch dieser fragte uns nicht nach einem Gefallen. Anscheinend
war meine Vermutung vom vorigen Tag richtig.
Als nächstes hielten wir die Goblins auf und brachten das Saatgut zurück. Wieder wurden wir mit
einem kleinen Beutel Wirselkraut belohnt. Jetzt dauerte es bestimmt noch eine Weile bis sich dies
zu Olaf herumsprechen würde.
In der Zwischenzeit gingen wir zu Irenikus. Danjas flog in das obere Turmfenster hinein,
während wir ihm berichteten, daß sein schleimiges Tierchen, den Bach verseuchte. Ihm war
das sehr unangenehm und versprach, sich sogleich darum zu kümmern. Bei der Gelegenheit fragte er uns, ob
wir ihm nicht helfen könnten, etwas Rinde einer Blutulme aus den Bergen zu besorgen. Als Danjas
wieder aus dem Turm heraus war, verabschiedeten wir uns. Nein, diesmal hatte sie keine Seite
aus einem Buch herausgerissen, sondern sich ein bißchen Gift aus einer von Irenikus Phiolen
besorgt und damit ihre kleinen Pfeile präpariert.
Noch lagen wir gut in der Zeit, trotzdem mußten wir uns jetzt trennen, um alles zu schaffen.
Garewyr und Danjas besorgten von Ortfried Netz und Speer. Diesmal würden wir die beiden Sachen
nicht für das merkwürdige Schleimwesen brauchen, sondern es gegen den Weißschreck einsetzen.
Ich begab mich nun zu Olaf und tatsächlich, fragte er mich nun nach der Spieluhr. Als ich
sie aus der Tasche zog, war er ganz erstaunt, daß Wibald sie mir aus freien Stücken verkauft
hatte. Er gab mir einen Smaragd für die Spieluhr. Ich bedankte mich und fragte ihn, wo ich denn
den Dorfschulzen finden könnte. Er beschrieb mir den Weg und ich begab mich dorthin.
Beim Dorfschulzen gab ich vor, daß Golin der Schwager meiner Mutter gewesen sei und daß wir
nicht glauben könnten, daß Golin wirklich so etwas wie Wilderei betrieben hätte. Und da wir
so sehr von seiner Unschuld überzeugt seien, bin ich hierher gekommen, um der Sache
nachzugehen. Ich bat ihn ganz höflich, ob er nicht so freundlich sein könnte und mir die
Akte von damals zeigen könnte. Er bat mich hinein und holte sie nach einigem Suchen hervor.
Ich las sie mir durch, während er das Beweisstück - den Pfeil - aus einem anderen Zimmer
herbrachte. Ich schaute mir das Gefieder genau an. Es war wirklich nicht vom Auerhahn. Leider
kannte ich den Bergfasan nicht so gut, als daß ich die Federn diesem zuordnen hätte können.
Ich machte ein grübelndes Gesicht und erzählte dem Schulzen, daß es mich wunderte, daß dies
keine Auerhahnfedern seien, wo doch Golin immer ausschließlich diese wegen ihren hervorragenden
Flugeigenschaften verwandt hat... zumindest hätte Golin mir gegenüber immer von den Vorzügen
diese Federart vorgeschwärmt und hätte immer gesagt, daß sich Salik jedoch nie von ihm belehren
lassen wollte und weiterhin jene vom Bergfasan hergenommen hätte. Ich sagte, daß diese hier
von einem Bergfasan stammen könnten, ich mir jedoch nicht sicher war. Der Dorfschulze war
nun auch etwas verunsichert. Man sollte der Sache vielleicht doch noch mal auf den Grund gehen.
Ich hatte das Gefühl, daß ich im Moment hier nicht mehr erreichen konnte und verabschiedete mich.
Als ich auf die Straße hinaustrat, sah ich wie Garewyr sich unweit mit einem jungen Mann
unterhielt. Dieser schien Rat bei Garewyr zu suchen. Er hätte sich in die hübsche Samia
verliebt, doch er glaubte, daß sie ihn nicht wollte. Garewyr redete ihm Mut zu und daß er
sie doch erst einmal darauf ansprechen sollte; er wisse das doch noch gar nicht. Als der
Mann Garewyr für seinen Rat dankte, trat ich hinzu, gab ihm einen kleinen Beutel Rahjalieb
und sagte ihm, er solle dies am besten ihr in den Trank geben. Dann ließ ich die beiden
wieder allein.
Kurz danach trafen wir uns alle am Dorfausgang. Garewyr wollte nicht so gerne mit in die Berge.
Ihm war nur zu gut der Ausgang des vorigen Tages in Erinnerung geblieben. Er gab mir das
Fischernetz und den Speer und meinte, er wolle sich lieber noch weiter in Dunkelbrunn
umschauen... vielleicht hätten wir ja noch einiges übersehen.
Danjas und ich begaben uns auf den Weg in
die Berge. Wir fanden die Blutulmen und ich besorgte die Rinde. Diesmal suchten wir
gleich nach dem Weißschreck, damit er uns nicht überraschen konnte. Wir flogen die Gegend ab
und entdeckten das wilde Tier alsbald. Danjas bestückte ihr Blasrohr vorsichtig mit
einem vergifteten Pfeil, dann warf ich das Fischernetz auf den Weißschreck hinab. Als er
sich versuchte, aus dem Netz zu winden, schoß Danjas ihren Pfeil ab und traf. Kurz nacheinander
verschoß sie alle ihre Pfeile auf das Tier. Anfangs schien es überhaupt nichts zu spüren,
doch dann fing es an zu jaulen und sich unter der tiefen Schneedecke zu verstecken. Mist.
Wir durften es jetzt nicht entkommen lassen, denn die Giftdosis war eventuell nicht
ausreichend. Ich wollte nicht zu tief hinunter und warf den Speer aus zwei Metern Höhe hinab
in das Schneeloch. Das schien daneben gewesen zu sein. Schnell zog ich den Speer wieder
hinaus und versuchte es noch einmal, diesmal mit Erfolg. Das Tier jaulte laut auf, dann
verstummte es. Nach einer begann ich damit, es aus dem Schnee auszugraben... aber schon bald
sah ich ein, daß es mit bloßen Händen nicht viel Sinn hatte. Vielleicht war in Golins
Hütte etwas brauchbares. Da wollten wir eh als nächstes hin.
Wir traten in Golins Hütte und nachdem unsere Augen sich an das schwächere Licht gewöhnt hatten,
konnten wir Golins Geist wieder erkennen. Wir versuchten ihm Hoffnung zu machen und fragten,
ob wir einen seiner Pfeile mitnehmen könne und ob er etwas hätte mit dem man etwas aus dem
Schnee ausgraben könnte. Er deutete auf die Pfeile und sagte aber, daß er keine Schaufel oder
ähnliches hätte. Wir schauten uns um und fanden eine Bratpfanne. In der Not würde es die schon
tun. Golin hatte nichts dagegen, daß wir sie mitnahmen. Wir verabschiedeten uns und begaben uns wieder
zu der Stelle, an der wir das wilde Tier erlegt hatten.
Es war etwas mühsam, doch nach einer Weile hatten wir den Weißschreck ausgegraben. Ich warf ihn
mir über die Schultern, dann machten wir uns auf den Rückweg nach Dunkelbrunn. Dort trafen wir Garewyr.
Er erzählt uns, daß er ebenfalls so einiges erlebt hatte.
Nach dem wir uns am vormittag getrennt hatten, ist er beim Schmied vorbeigegangen. Dieser
fluchte laut über die Goblins, da diese den Sack Kohlen, den er angefordert hätte, geraubt hatten.
Garewyr hatte sich erboten zu helfen und bekam vom Schmidt ein Schert als Waffe. Er machte sich
damit auf zu den Goblins. Er konnte die beiden Übeltäter noch vor dem Dorf abfangen. Während
sich der eine Goblin aus unerklärlichen Gründen von einem Lachkrampf nicht erholen konnte, versuchte
er sich mit dem Schwert gegen den anderen. Irgendwie hatte er es geschafft diesen in die Flucht
zuschlagen und machte sich mit dem Sack Kohlen auf zum Schmidt. Dieser schenkte ihm zum Dank
das Schwert, welches er selbst geschmiedet hatte.
Danach hatte Garewyr den jungen, verliebten Mann wiedergetroffen. Diesmal war er überglücklich
und bedankte sich bei ihm, daß er ihm Mut gemacht hatte, seine heimliche Liebe anzusprechen.
Der junge Mann drückte Garewyr einen Beutel mit drei dunkelgrünen Beeren in die Hand und verschwand
glücklich summend.
Es schien ja nicht grade weniger zu werden und es war heute noch einiges offen, daher trennten wir uns
wieder. Ich gab Garewyr den Speer und das Netz zurück, daß er von Ortfried sich geliehen hatte.
Ich lieferte bei den Jägern das tote Tier ab. Sie waren sehr erstaunt, daß ich das Tier
erlegen konnte. Ich meinte, daß ich wohl ganz schönes Glück gehabt hatte, als ich einfach den Speer
auf den Weißschreck geschleudert hatte. Jedenfalls waren sie sichtlich erleichtert, daß das Tier
keinen weiteren Schaden anrichten konnte. Sie baten mich doch noch mal später am Abend vorbeizukommen,
denn das Fell stünde mir zu und sie wollten es gerne für mich abziehen.
Als nächstes lief ich zu Irenikus und gab ihm seine Bultulmenrinde. Er bedankte sich wieder mit dem
Amulett.
Ich war gerade auf dem Rückweg nach Dunkelbrunn, da sah ich kurz vor dem Dorf, wie Garewyr und
Danjas gegen drei Goblins kämpften. Ich eilte ihnen zur Hilfe. Mühsam konnten wir sie zusammen
besiegen, natürlich nur wieder mit der einen oder anderen magischen Hilfe. Mein Blick fiel auf
deren drei Kurzschwerter. Wenn wir wirklich jedem Gott etwas opfern sollten, dann wären diese
Schwerter doch bestimmt für Rondra angemessen, immerhin hatten wir sie in einem Kampf ergattert.
Allerdings war Magie im Kampf... sowas mag Rondra ja eigentlich nicht. Wir steckten die Schwerter
trotz dieser Zweifel ein.
Während wir zusammen zurück zum Dorf liefen, zeigte uns Garewyr stolz den Südweiser, den er von
Ortfried bekommen hatte, nachdem er Speer und Netz zurückgab. Für die Schenke war es noch etwas zu
früh und so gingen wir zu den Jägern. Diese hatten in der Zwischenzeit das Fell abgezogen und gaben
es mir. Wir fragten sie, ob sie zufällig wüßten, wie Bergfasanenfedern aussahen. Natürlich wußten
sie das und beschrieben uns diese genauestens. Ha! Das trifft genau auf die Federn des Wildererpfeils
zu.
Also machten wir uns auf zu Keldorn, dem Dorfschulzen. Wir beteuerten, daß damals ein Irrtum
vorgelegen haben muß. Wir zeigten ihm einen der Pfeile, die wir aus Golins Hütte geholt hatten. Diese
besaßen Auerhahnfedern, die er auch immer so gelobt hätte. Während der Tatpfeil Bergfasenfedern hätte,
was die Jäger bestätigen könnten. Keldorn kam nun selbst ins Zweifeln, war doch der Pfeil der
Hauptbeweis. Kurzerhand zerriß er die Prozeßakte und übergab uns eine Goldmünze als Dank, daß wir
diese Ungerechtigkeit aufgeklärt hatten.
Ein letztes Mal trennten wir uns. Danjas flog mit der zerrissenen Prozeßakte zu Golins Hütte und
Garewyr und ich gingen in die Schenke.
Die Schenke war schon gut gefüllt und es dauerte nicht lange, bis Maferan anfing zu pöbeln und
anzüglich zu werden. Wir gingen drohend dazwischen und sorgten dafür, daß Maferan die Schenke verließ.
Die Schankmagd schenkte uns aus Dank einen Laib Weißbrot.
Während wir uns zum Steinkreis begaben, kam Danjas bei Golin an, zeigte ihm die Prozeßakte und
erzählte ihm, wie wir den Irrtum aufklären konnten und der Dorfschulze die Prozeßakte zerriß.
Golin war sichtlich erfreut. Mit leiser werdender Stimme - denn er schien anzufangen sich aufzulösen -
sagte er: "Sieh in den Schrank unter den doppelten Boden." ... dann war er gänzlich verschwunden.
Danjas hatte wegen ihrer winzigen Körpergröße so einige Probleme den doppelten Boden anzuheben,
doch letztendlich schaffte sie es und entdeckte dort ein wohlriechendes Kästchen. Den Geruch kannte
sie jedoch nicht. Das Kästchen mit sich schleppend flog sie zum Steinkreis, wo wir uns wieder trafen.
In dem Kästchen, so stellte sich heraus, war feinster Weihrauch.
Nun hatten wir tatsächlich zwölf Gaben, die wir den Göttern zuordnen mußten. Da keiner der beiden
den Zwölfgötterglauben kannte, kamen sie doch beider aus Welten, in denen man nichts von diesen
Göttern gehört hatte, und ich, nun ja, mich nur für wenige interessiert hatte, war das gar nicht
so einfach. Wir fingen mit den leichten Sachen an: den Blumenkranz zu Tsa. Kaum hatten wir die Gabe
vor Tsas Statue hingelegt, so war ein mechanisches Geräusch zu hören und kurz darauf, senkte sich
ein Kreis im Boden der Lichtung, bei dem eine Art Stufe stehen blieb. Wir fuhren fort: die Schwerter zu Rondra,
die Beeren zu Rahja, das Wirselkraut zu Peraine und das Fell zu Firun. Jedesmal sank der Boden ein
weiteres Stück und schien immer eine Stufe zu hinterlassen, sodaß nun schon deutlich eine
Wendeltreppe auszumachen war. Jetzt hatten wir noch ein
Amulett, eine Goldmünze, einen Smaragd, ein weiteres Schwert, ein Brot und einen Südweiser.
Brot konnte damit nur noch Travia sein, denn die anderen Dinge würden gar nicht zu ihr passen.
Und der Weihrauch würde am ehesten zu Boron gehören. Das Schwert würde zu Rondra passen, aber da
hatten wir ja schon die 3 erbeuteten Goblinschwerter. Rondra würde doch sicher ein erbeutetes
lieber sehen, als ein frisch geschmiedetes. Mensch waren wir blind! Natürlich mußte das Schwert vom Schmied
zu Ingerimm. Der Südweiser konnte dann nur noch zu Efferd gehören.
Nun hatten wir nur noch die Münze, das Amulett und den Edelstein auf Phex, Praios und
Hesinde zu verteilen. Für Hesinde war die Münze ohne Bedeutung, aber Magie konnte in Amulett und
im Smaragd liegen. Wir entschieden uns für das Amulett. Zu Praios würde eher die Goldmünze als der
grüne Edelstein passen und so legten wir die Münze zu Praios und den Smaragd zu Phex. Zwei weitere Male
senkte sich der Boden und bot nun eine Wendeltreppe hinab.
Unten war eine große, erleuchtete Kammer zu sehen. Das merkwürdige Hämmern, daß wir schon früher vernommen
hatten, schien eindeutig von dort zu stammen. Neugierig, aber ehrfürchtig schritten wir die Stufen
hinab. Die Kammer stellte sich als eine große Höhle heraus. Eine große mechanische Apparatur stand dort und
produzierte das Hämmern. Es lagen einige Teile auf dem Boden. Etwas schien mit der Apparatur
nicht zu stimmen. Es sah so aus, als ob sich da ein Teil
drehen sollte, aber blockiert war. Bei genauerem hinschauen erkannte man, daß das Teil nur ein Bruchstück
vom Ganzen war und die Teile am Boden, dazu gehörten.
Da hörte ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf: "Ihr seid gekommen, um das Rad der Zeit zu reparieren.
Setzt die Bruchstücke zusammen und verbindet es mit dem Feuer des Drachen."
Wir betrachteten die Teile am Boden genauer. Es waren zwölf Teile, jedes in einer anderen Farbe.
Die Bruchstellen waren alle gleich. Ob es egal war, in welcher Reihenfolge sie aneinandergelegt werden?
Ob es genau die Farben der Götter sind? Dann sollten wir sie in der Reihenfolge des Praioslaufes
sortieren. Ja, es stimmte: rosa und rot für Rahja, grün für Hesinde, orange für Travia,
regenbogenfarben für Tsa, schwarz für Boron, grün und gelb für Peraine, rot und schwarz für Ingerimm,
grau für Phex, blau und grün für Efferd, rot und weiß für Rondra, weiß und blau für Firun
und gold und rot für Praios. Jetzt noch in Reihenfolge zusammenlegen... Praios, Rondra, Efferd,
Travia, Boron, Hesinde, Firun, Tsa, Phex, Peraine, Ingerimm und Rahja.
Tja, nun kam der schwierigste Teil: das Drachenfeuer. Wenn wir heute Nacht keines mehr bekommen,
dann müssen wir morgen nochmal alles von vorn durchleben. Ob das Feuer des kleinen Baumdrachen ausreicht?
Das wäre für heute wohl die einzige Chance. Danjas meinte, sie wäre immer in der Nähe
der Lichtung gewesen, als der Drache an ihr vorüberflog. Und es war auch immer recht früh in der Nacht.
Hoffentlich tat er dies auch diese Nacht noch. Danjas flog hinauf zu den Baumkronen und hielt ausschau.
Die Zeit verging und nichts tat sich... außer daß unsere Hoffnung immer weiter sank. Doch dann fuchtelte
Danjas ganz aufgeregt herum. Ihre Stimme war kaum bis hier unten zu hören. Wenn wir sie kaum hören konnten, dann
der Drache bestimmt auch nicht. Ich wollte gerade zu ihr nach oben fliegen, als der Drache auch schon an
den Baumwipfeln der Lichtung auftauchte und sich dort niederließ. Er fragte uns, was
wir von ihm wollten. So klein Danjas auch war, sie wagte trotzdem, vor dem Drachen hin und her zu fliegen
und ihm die Lage zu schildern. Tatsächlich war er hilfsbereit und flog in die Höhle hinab. Er betrachtete
erst das Rad, dann blies er sein Feuer darüber, bis die Teile zu glühen begannen und sich zu einem
Stück zusammenfügten. Wir hatten kaum Gelegenheit da nun ganze Rad zu bestaunen, da hob er ab und war verschwunden.
Als wir das Rad wiedereinsetzten, hörte das Hämmern auf und das Rad begann sich zu drehen. Im selben
Moment schien sich die Höhle langsam wieder zu verschließen. Wir sahen zu, daß wir schnell die Treppe
hochkamen. Oben angekommen, waren elf der Statuen wieder zu Bäumen gewandelt. Nur Tsas Statue war noch zu sehen.
Ich ging hin und bedankte mich bei ihr, daß sie Garewyr zurückgebracht hatte. "Es sei auch Euch gedankt, daß
Ihr das Rad der Zeit erneuert habt und die Zeit wieder seinen Gang nimmt. So nehmt dies und werdet glücklich",
kam eine wunderschöne Stimme wie zur Antwort. Dann wurde auch diese Statue zu einem Baum.
Vor dem Stamm des Baumes lagen 3 regenbogenfarbene Ringe. Jeder von uns nahm einen an sich. Als Danjas
den für sie viel zu großen Ring zu einem ihrer Finger führte, schrumpfte er soweit, daß er genau paßte.
Auch die Ringe für Garewyr und mich nahmen die richtige Größe an. Sie paßten so gut, daß sie gar nicht mehr
abnehmbar schienen. Im ersten Moment war mir mulmig dabei. Aber dann dachte ich mir, daß die Götter schon
nicht eine Hinterlist damit bezweckten. Jetzt müßte mir schon jemand den Finger abschneiden, um ihn zu bekommen.
Als ich am nächsten Morgen in meinem Zimmer erwachte, bangte ich erneut, daß eventuell wieder alles
von vorn beginnen könnte. Doch als ich Tsas bunten Ring an meinem Finger sah, sprang ich erleichtert aus
dem Bett. Beim Frühstück saß die Braut bereits ganz nervös am Tisch und fragte uns, ob wir denn ihrer
Einladung heute nachkommen würden. Natürlich wollten wir uns, ein solches Fest nicht entgehen lassen.
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