Morak (Hexe) - Hexenjagd

Es war schon einige Zeit vergangen, seitdem ich das Nebelmoor verließ. Ich hatte bereits einige Abenteuer erlebt und Freunde gefunden, mit denen ich nun unterwegs war. Wir kamen in einem kleinen Dorf an, in dem die Einwohner uns klagten, daß ihr Vieh einginge und all ihre Lebensmittel verfaulten. Selbst frisch aus einem anderen Ort angelieferte Milch wurde sauer, sobald sie im Dorf eintraf. Die Menschen waren verzweifelt und so blieben wir, um zu sehen, ob wir ihnen helfen könnten. Das Dorf verfügte über ein Wirtshaus, wo sich die anderen sogleich ein Zimmer besorgten. Ich wollte erst einmal abwarten, ob ich nicht die Nacht aufregender verbringen könnte, als allein in einem Wirtshauszimmer.
Als wir (Alanon, Eldridge und ich) uns im Schankraum alle wiedertrafen, erfuhren wir, daß das alles erst seit einigen Tagen auftrat. Aber wie und warum das sein konnte, wußte keiner. Einige meinten, man solle Salomé befragen, sie wüßte sonst auch immer alles. Andere hielten dies für eine schlechte Idee, wollten uns aber nicht verraten warum. Man sagte uns, sie hause irgendwo im umliegenden Wald, wo genau, sei ihnen auch nicht bekannt. Wir entschieden, daß wir diese Salomé am nächsten Tag finden und mit ihr reden wollten.
Ich hatte währenddessen übrigens einen wirklich gutaussehenden Mann kennengelernt, der meinen Reizen, die ich möglichst gezielt einsetzte, nicht wiederstehen wollte. Irgendwann verschwanden wir dann in seinem Zimmer, während die anderen noch weiterschwatzten.

Gut gelaunt, wenn auch nicht ganz ausgeschlafen, gesellte ich mich zum Frühstück zu den anderen. Nun gut, Frühstück ist wohl nicht die rechte Bezeichnung, da Brot, Ei und Suppe, obwohl erst vor 2 Stunden angeliefert, nicht mehr genießbar waren. Zwei, drei Schlucke vom sauren Bier, mehr gab es nicht. Das sollte mir nicht die Laune verderben und ich versuchte der anderen griesgrämigen Mienen mit der Aussicht darauf, daß wir im Wald bestimmt Beeren und Pilze finden würden, aufzuheitern.
Da wir keine detaillierten Angaben hatten, wo genau Salomé zu finden wäre, suchten wir einige Stunden ergebnislos im Wald herum. Irgendwann fiel mir dann eine Eule auf, die uns schon seit einiger Zeit zu beobachten und zu folgen schien. Ich wollte die Möglichkeit nicht ausschließen, daß Salomé eventuell eine meiner Schwestern sein könnte. Schließlich wäre es für eine von uns nicht unüblich, zurückgezogen im Wald zu leben. Das würde erklären, warum manche aus dem Dorf lieber nicht Salomé befragen wollten, denn der Argwohn uns Hexen gegenüber ist bekanntlich recht hoch. Wenn Salomé nun tatsächlich dies wäre, könnte diese Eule, so ungewöhnlich wie sie sich verhielt, doch vielleicht ihr Vertrauter sein. Also wandte ich mich der Eule zu und bat sie, uns zu Salomé zu geleiten und versprach, daß wir nur mit ihr reden und ihr kein Leid zu fügen wollten.

Meine Freunde schauten mich sehr skeptisch an und hielten mich wohl für verrückt. Die Vorstellung, daß eine Eule mich verstehen würde, überstieg wohl ihre geistige Vorstellungskraft. Wie dem auch sei... die Eule schaute mich an, flog ein Stück davon und schien dann auf uns zu warten. Nach einer kurzen Diskussion überzeugte ich die anderen, daß wir der Eule folgen sollten. Sie schien uns tatsächlich zu führen, da sie immer nur soweit flog, daß sie noch in Sichtweite war und dann wartete.

Nach einer Weile kamen wir an einer kleinen Lichtung an, in deren Mitte sich ein großer Baum erhob. In dessen Krone war ein kleines Baumhaus versteckt. Da die Eule nicht weiterflog, mußte dies wohl Salomés Haus sein. Ohne Hilfe der Eule wären wir bestimmt daran vorbeigegangen, ohne es zu bemerken.
Es dauerte nicht lange, da hörten wir die Stimme einer jungen Frau hinter uns, die uns fragte, was wir von ihr wollten. Wir drehten uns um. Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Sie hielt einen Besen, der noch grünes Laub trug, in der einen Hand. Ich trat vor und blickte ihr tief in die Augen... ja, wir waren Schwestern. Ihre Ausstrahlung war derart überwältigend, daß ich mich fragte, ob sie wohl eine der wenigen von uns sei, die aus dem Ei geboren wurden.
Nachdem wir uns wieder darauf besannen, warum wir hier waren, erzählten wir ihr, was im Dorf vor sich ginge und fragten vorsichtig, ob sie etwas darüber wüßte. Innerlich hoffte ich, daß wenn sie wirklich eine Ei-Geborene war, daß sie nicht an dem Dilemma im Dorf schuld sei, denn dann würde sie uns bestimmt nicht wohlgesonnen sein und wir in großen Schwierigkeiten stecken.

Ihr Gesicht wurde traurig. Sie versicherte uns, daß nicht sie den Fluch auf das Dorf gelegt hatte. Salomé erzählte uns, daß da jemand wäre, der nicht wollte, daß sie sich mit ihrem Geliebten (ein Mann aus dem Dorf) träfe. Dieser Eifersüchtige hätte ihr damit gedroht, daß sie es noch bereuen würde und daß sie sich lieber mit ihm statt mit dem Dorftrottel abgeben sollte. Aber die Vorstellung, daß er dahinter stecken sollte, erschreckte sie. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er so etwas Gemeines wegen ihr beging. Mehr wisse sie auch nicht.

Da Salomé ihren Geliebten besuchen wollte, begleitete sie uns zurück zum Dorf. Vor dem Wirtshaus verabschiedeten wir uns. Meine Freunde traten in das Wirtshaus und auch ich wollte dies tun, doch irgendwie konnte ich nicht. Als ich mich verwundert umsah, entdeckte ich merkwürdige Symbole auf dem Boden vor der Eingangstür. Ich konnte sie nicht entschlüsseln. Nocheinmal versuchte ich einzutreten, doch es ging einfach nicht. Da hatte wohl ein Magier irgendeine Barrikade errichtet, durch die die anderen treten konnten, aber nicht ich. Bestimmt wieder ein hochnäsiger, aufgeblasener Wichtigtuer, der stolz auf seine akademische Ausbildung und neidisch auf uns Hexen war, da wir Magie eher instinktiv nutzen. Von dem wollte ich mir nicht den Abend verderben lassen. Also trat ich vor eines der Fenster und schaute, ob der Hübsche von gestern Nacht wieder da sei. Das Glück war mir hold. Als er in Richtung Fenster sah, winkte ich ihm herauszukommen, was er auch sogleich tat. Ich fragte ihn, ob er Lust hätte, mit mir die Nacht unter den Sternen zu verbringen. Er lächelte mich an und bejahte. Ich bat ihn, für uns noch etwas Wein oder Bier zu besorgen und mich dann am Waldesrand zu treffen... wie leicht Männer doch zu haben sind. Man muß nur aufpassen, daß sie einen nicht gleich anketten wollen.

Ich traf dann also am Morgen meine Gefährten vor dem Wirtshaus. Da immer mehr getuschelt wurde, daß eine Hexe an allem Schuld sei, wollte ich gar nicht erst erneut versuchen durch die Tür zu treten... wer weiß, vielleicht würde man mich dadurch als Hexe erkennen und mich beschuldigen.
Von Salomé wußten wir ungefähr, wo wir ihren Neider finden könnten. Er lebte in der Nähe eines der Nachbardörfer. So machten wir uns auf, ihn aufzufinden. Wie wir ihn jedoch befragen konnten, ohne ihn argwöhnisch gegen uns werden zu lassen, war uns jedoch noch nicht ganz klar.
Nach einigem Suchen fanden wir mit Hilfe von Salomés Beschreibung, die Stelle, an der sein Haus hätte sein müssen. Zumindest waren wir uns sicher, hier richtig zu sein. Doch da war kein Haus. Wir fanden nur eine Feuerstelle, die zwar gelöscht wurde, aber noch ein wenig warm war. Ein Kessel hing darüber. Bei genauerem Betrachten der Dinge im Kessel, wurde uns schnell klar, daß dies keine gewöhnliche Kochstelle sein konnte. Überreste einer schwarzen Katze und Knochen kleinerer Tiere, vermischt in einem klebrigen, stinkendem Sud. Das Fell der Tiere wurde nicht entfernt und überhaupt schien das Zeugs nicht genießbar zu sein. Nein, hier wurde ein mächtiger Zaubertrank gebraut oder ein Ritual abgehalten.

Alanon war oder besser gesagt ist ein Magier ( keiner von diesen aufgeblasenen. Er weiß sogar, daß ich eine Hexe bin) und so versuchten wir gemeinsam herauszufinden, wozu man diesen Sud hergestellt hatte. Nach einer Weile kamen wir zu dem Schluß, daß es möglicher Weise ein mächtiger Unsichtbarkeitstrank sein könnte. Ob man damit ein ganzes Haus verschwinden lassen konnte? Wir waren da sehr skeptisch, doch wollten wir das nicht ausschließen. Also begannen wir die freie Fläche hier abzuschreiten.
Tatsächlich stieß nach einer Weile Eldridge gegen etwas Großes, daß man nicht sehen konnte. Alanon und ich eilten herbei. Wir tasteten uns um dieses Etwas herum. Ja, es könnte ein Haus sein. Sämtliche Versuche einen Eingang hinein zu finden, blieben jedoch ohne Erfolg.
Der Gedanke an die Katze, die er opferte, ließ uns zu dem Schluß kommen, daß der Bewohner dieses Hauses bestimmt kein guter Mensch sein konnte und daß ein Gespräch mit ihm eher nicht förderlich sein würde. Und da er nicht hier zu sein schien oder er sich zumindest nicht blicken ließ, entschieden wir, wieder zum Dorf zurückzukehren.

Im Dorf war großer Aufruhr. Der Praiospriester, der gerufen worden war und gestern eingetroffen sei, habe die Hexe gefangen. Morgen bei Sonnenaufgang solle sie auf dem Scheiterhaufen brennen. Erschrocken fragten wir, wer denn die Hexe sei, obwohl wir es schon ahnten. Ja, sie hatten Salomé. Ich hielt mich lieber im Hintergrund, denn vor Praiospriestern haben mich meine Schwestern gewarnt. Alanon und Eldridge fragten, ob denn ihre Schuld bewiesen sei. Die Antwort war, daß der Priester sie als Hexe erkannt habe und er unumstritten damit Recht habe, daß dies Beweis genug sei.
Das war eindeutig ein Zeichen für mich, mich erst einmal zurückzuziehen. Ich sagte Eldridge, daß ich lieber nicht im Dorf bleiben sollte, da ich nicht wissen wollte, was passieren würde, wenn der Praiospriester mich sehen würde und daß ich am Waldrand zu finden sei.

Einige Zeit verging, dann kamen Eldridge und Alanon zum Waldrand. Sie berichteten, daß wir nicht auf Unterstützung aus dem Dorf hoffen sollten, weil keiner die Worte des Praiosgeweihten anzweifeln, geschweige denn sich gegen sein Urteil auflehnen wollte. Wir jedoch waren uns sicher, daß Salomé unschuldig sei und wollten versuchen, sie zu befreien. Da wir nur zu dritt waren, brauchten wir einen Plan, zu dem uns aber nicht viel Zeit blieb.
Alanon und Eldridge meinten, Salomé würde in einem Keller gefangen gehalten und gut bewacht werden. Sie da herauszubekommen, würde zu schwierig werden. Also blieb noch die Möglichkeit, sie zu retten, wenn sie am Morgen geholt und zum Scheiterhaufen gebracht werden würde. Aber das ganze Dorf würde versammelt sein, um zuzuschauen. Wir müßten sie ablenken. Die Frage war nur, wie wir das machen sollten? Das Dorf in Brandt stecken? Nein, das würde Kinder und Alte gefährden, die noch in den Häusern geblieben sein würden. Lange überlegten wir. Die Zeit schritt voran.
Dann kam mir eine Idee, Dir mir jedoch nicht sehr gefiehl. Trotzdem erzählte ich sie den anderen: Wenn ich, während Salomé herausgeführt werden würde, auf meinem Besen über den Versammelten hinwegfliegen würde und ihnen hinunterrufen würde, daß sie die Falsche hätten, dann sollten doch bestimmt alle auf mich achten. Ich könnte dann versuchen, möglichst viele von Salomé wegzulocken.
Meine Freunde stimmten mir zu, daß das auf jeden Fall für viel Verwirrung sorgen würde und bisher die beste Idee wäre. Wir überlegten noch bis zum Morgengrauen, doch Besseres fiel uns nicht ein.

Es war soweit. Eldridge und Alanon mischten sich unter das Volk, während ich von etwas weiter weg das Geschehen beobachtete. Ich wartete, bis Salomé die größtmögliche Entfernung sowohl zu den Häusern als auch zum Scheiterhaufen hatte, dann nahm ich meinen Mut zusammen, schaute mich um, ob jemand in meiner Nähe mich beobachtete, setzte mich auf meinen Besen und flog los.
Zielstrebig hielt ich auf die Versammelten zu. Ich versuchte möglichst spottend und hönisch zu lachen und rief ihnen zu: "Ihr Narren! Ihr habt die Falsche, sie hat nichts getan. Ich war es!". Sofort hatte ich sämtliche Aufmerksamkeit. Ich nutzte diese Gunst und flog etwas tiefer, in der Hoffnung, daß die aufgebrachte Menge versuchen würde, mich zu fangen. Viele taten das auch. Nun mußte ich sie von Salomé weglocken, also flog ich etwas Richtung Wald. Als ich zurückschaute, sah ich, daß mir nicht genügend gefolgt waren. Ich lockte meine Verfolger noch ein Stückchen in den Wald, dann verschwandt ich über den Bäumen und flog einen großen Bogen, um erneut für Verwirrung auf dem Dorfplatz zu sorgen.
Eldridge hatte sich zu Salomé durchgekämpft. Alanon war nirgends zusehen. Der Praiospriester machte merkwürdige Anstalten, sein scheinbar in der Luft schwebendes Sonnenzepter zu ergreifen. Alanon hatte sich anscheinend unsichtbar gemacht und das Zepter dem Geweihten entrissen. Zu gerne hätte ich mehr Zeit gehabt, dem lustigen Schauspiel zuzuschauen. Ich überraschte eine Gruppe von hinten, in dem ich tief über sie hinwegflog. Verärgert und mich verfluchend folgten mir einige, während andere die Angst packte und lieber wegrannten.
Nur nicht leichtsinnig werden, dachte ich bei mir. Ich sollte jetzt schnell wieder etwas höher fliegen, um in Sicherheit die Lage von oben zu betrachten. Doch ich war kaum 15 Schritt aufgestiegen, als mein Besen wie von selbst an Höhe verlor. Was war jetzt los? Ich sank immer tiefer. Panisch schaute ich mich um. Der Priester hatte sein Sonnenzepter wieder in der Hand und deutete mit ihm in einer herabsenkenden Bewegung auf mich. Nein! Das konnte doch nicht möglich sein! Machtlos sank ich immer tiefer, bis ich den Boden erreichte.
Eldridge hatte geschafft, Salomé zu befreien. Beide rannten nicht weit von mir entfernt in Richtung des Waldes. Ich schloß mich ihnen an. Fast hatten wir den Waldrand erreicht, als plötzlich Salomé vor Schmerz aufschrie und stolperte. Dann spürte ich einen stechenden Schmerz im Fuß... so als ob jemand mir einen Dolch hineingetrieben hätte. Ein panischer Blick zurück verriet mir, was der Grund war: Der Praiospriester stach mit seinem Dolch in unsere Spuren. Das alles kam mir vor wie in einem Alptraum. Etwas, daß ich nicht sehen konnte, riß mich hoch. Dann vernahm ich Alanons Stimme direkt neben mir, die mir befahl weiterzurennen. Gestützt von Alanons unsichtbarem Arm rannte ich weiter. Die Angst half mir die immer wieder von Neuem auftauchenden Schmerzen mehr oder weniger zu ignorieren.
Salomé erreichte mit Eldridges Hilfe den Wald. Doch wie sollten wir sie abhängen? Da kam mir eine Idee. Ich riß mir ein Haar aus und brauchte ein wenig, um im Rennen einen Knoten in das Haar zu bekommen. Dann schloß ich kurz meine Augen, warf das Haar hinter mich, in der Hoffnung, daß sich dort, wo das Haar aufkam, eine unsichtbare Wand bilden würde und rannte weiter. Kurz später hörte ich die ersten Schreie und Flüche, von denen die anscheinend dagegen gerannt waren. So schafften wir es, unseren Vorsprung aufzubauen und ihnen zu entwischen.

Wir versteckten uns tief im Wald. Wir hatten zwar Salomé gerettet, doch der Fluch lag immernoch auf dem Dorf und der Schuldige lief frei herum. Was sollten wir tun? Uns würde nun bestimmt der Priester nicht mehr glauben, daß Salomé und auch ich unschuldig waren. Die Wahrscheinlichkeit, daß er von sich aus den wahren Täter finden würde, war gering. Uns war klar, daß wir ihn irgendwie dazu zwingen mußten, den anderen Hexer zu finden und zu prüfen. Aber wie sollten wir das tun? Uns gingen die Ideen aus und gute hatten wir nicht gefunden.
Ärger über diese Ungerechtigkeit stieg in mir auf und ich murmelte wütend vor mich hin, daß wenn ich dazu in der Lage wäre, ihn mit einem gemeinen Fluch zubelegen, dann würde ich dies tun und ihn wissen lassen, daß ich den Fluch erst aufheben würde, wenn er den Richtigen gefunden hätte.
Alanon und Eldridge meinten, das wär gar nicht so dumm, ich bräuchte nur noch dem Priester von den Motiven und dem Haus Hexers erzählen und dann könnte das durchaus funktionieren. Ich mußte ihnen jedoch eingestehen, daß ich nicht glaubte, in der Lage zu sein, einen so mächtigen Fluch auf einen Praiosgeweihten zu legen. Nach einer Weile des Schweigens sprach Salomé, daß sie es tun könnte. Allerdings müßte man dazu an den Geweihten erst einmal herankommen.
Er war bestimmt im Wirtshaus abgestiegen. Die Symbole vor der Tür schienen uns Hexen zu hindern hineinzugelangen. Aber ob er auch daran gedacht hat, sein Fenster mit diesen Symbolen zu schützen? Wir könnten bestimmt herausbekommen, in welchem Zimmer er schläft und wenn wir Glück hatten, unbemerkt durch sein Fenster schlüpfen. Es war gewagt, aber würden sie damit rechnen, daß wir zurückkehren, anstatt das Weite zu suchen?

So schlichen wir in der Nacht zum Dorf zurück. Alanon machte sich erneut unsichtbar. Dazu mußte er sehr zu meiner Freude vorher all seine Kleider ablegen. Danach schlich er sich in das Wirtshaus und erkundschaftete, wo der Praiosgeweihte nächtigte. Als er zurückkam, berichtete er, daß nur zwei Wachen vor dessen Zimmer standen.
Alanon hüllte uns in Dunkelheit, sodaß wir in der Schwärze der Nacht ungesehen zum Wirtshaus kamen. Jetzt durfte uns keiner hören, also legte ich eine Stille über uns. Alanon kletterte voran und öffnete das Fenster. Als er fertig war, hob er die Dunkelheit auf, damit wir wieder etwas sehen konnten. Jetzt mußte alles schnell gehen. Salomé und ich flogen schnell hinauf, während Eldridge am Seil hinaufkletterte, daß Alanon ihm hinunterließ.
Wir fanden den Priester schlafend vor. Alanon und Eldridge packten und fesselten ihn. Er versuchte, nach Hilfe zu rufen, doch seine Schreie gingen in der Stille unter. Ich knebelte ihn, sodaß er nicht mehr schreien konnte. Dann hob ich die Stille auf und nickte Salomé. Sie sprach ihren Fluch aus und erzählte alles, was sie über den Übeltäter wußte. Erneut erhob ich eine Stille und wartete bis alle aus dem Zimmer und Alanon und Eldridge hinuntergeklettert waren. Dann schloß ich das Fenster und begab mich zu den anderen.
In aller Heimlichkeit schlichen wir zum Haus von Salomés Geliebten. Leise klopfte sie an sein Fenster. Als er sie sah kam er schnell hinaus und wir suchten das Weite.

Morak, Copyright by Katja Guth



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