Kriegerische Fertigkeiten

  Wie beim Handwerk verhält es sich mit der Waffenfertigung. Wenn Feen  Waffen brauchen, dann handelt es sich meistens um kunstvoll gefertigte  Bogen, Speere und Messer. Diese Waffen werden selbst gefertigt, und jede Fee ist durch ihre Schulbildung in der Lage, solche Waffen zumindest in ausreichender Qualität zu bauen. Die Waffen sind auf die natürlichen  Feinde der Feen eingestellt: Vögel und baumbewohnende Raubtiere wie die von Feen sehr

gefürchteten  Katzen. Die Bedrohung der  Katze geht nicht allein durch ihren Jagdinstinkt aus, sondern schon allein durch die sprichwörtliche Neugier der  Katzen. Von den kleinen Feen angezogen, neigen  Katzen von Hause aus dazu, mit Feen zu spielen, was dann verheerende Folgen haben kann, wenn die  Katze ihre Krallen nicht unter Kontrolle hat. Doch freilebende  Katzen folgen ja bekanntlich weniger ihrem Spieltrieb, sondern mehr ihrem Jagdinstinkt. Und genauso, wie  Katzen meist vergeblich nach Vögeln jagen, so sind sie auch auf Feen aus. Zwar etwas groß als klassisches Beutetier, sind sie dem Anschein nach schwach genug, um als einfache Beute eingestuft zu werden.

Während ein Kontakt auf offenem Feld meist mit einer Flucht der Fee in die Luft verbunden ist und keinerlei Agression seitens der Fee nach sich zieht, ist ein Angriff einer  Katze auf eine  Behausung der Feen sehr gefürchtet. Die Feen nutzen in diesen Momenten sowohl ihre physikalischen  Waffen, so es die Größe des  Feindes zuläßt, als auch ihre  magischen Fertigkeiten, denn die Trennung dazwischen fällt einer Fee sehr schwer. Die Neigung zur Magie ist den Feen angeboren, und im Kindesalter lernen Feen, ihre Begabungen individuell zu erproben und zu verbessern. In einer Gruppe von Feen sind stets auch einige Feen, die sich auf wirkungsvolle  Kampfzauber verstehen, wenngleich dies nicht die verbreitetesten Gebiete sind. Primär wird nach Möglichkeit der Gegner verwirrt, getäuscht oder verzaubert. Dabei

sind  Illusionen oder Beherrschungszauber von Nutzen, mit denen der  Feind entweder verwirrt oder vom Angreifen abgehalten wird. Gelingt es einer Fee, eine mentale Verbindung zu dem Tier aufzubauen, wird ihm die Sinnlosigkeit des Angriffs oder eine tiefe Freundschaft zum Opfer suggeriert.

Die Hauptfertigkeiten dienen also klar dem Selbstschutz, wobei der  Feind nur in Notfällen verletzt oder getötet wird. Dann jedoch verwenden entsprechend ausgebildete Feen stärkere Kampfzauber, während die anderen zu den physikalischen Waffen greifen. Fernwaffen sind hier das A und O, denn wenn der  Feind erst einmal auf Nahkampfentfernung herangekommen ist, hat die Fee im Normalfalle

keine Chance mehr. Somit ist die Primärwaffe dann der  Bogen, den die Feen mit erstaunlichem Geschick zu führen wissen. Im Vergleich zu menschlichen  Bögen ist die Reichweite natürlich erheblich kleiner und ein Mensch kann einen Pfeil ohne große Gefahr abbekommen, doch ist diese Waffe nicht zu unterschätzen. Ein Auge oder ähnlich verwundbare

Körperteile sind für eine Fee vergleichsweise groß und auch auf Entfernungen von mehreren Schritt vermögen sie den Pfeil sicher ins Ziel zu lenken. Gegen schnell angreifende Gegner benutzen Feen häufig lange Speere, die mitunter doppelt so lang sind, wie eine Fee groß ist. Dies ist sprichwörtlich die letzte Gelegenheit, den  Feind zu stoppen. Wenn auch dies nicht gelingt, hilft nur noch eine Flucht in die Luft, von wo aus die Angriffe auf mentaler und physikalischer Ebene fortgesetzt werden. Dann kommen auch vermehrt Blasrohre zum Einsatz. Aus Gräsern gefertigt

enthalten sie bearbeitete Stacheln von Tieren wie Stachelschweinen oder Igeln als Pfeile. Mit Widerhaken besetzte Stacheln sind hier natürlich besonders tauglich. Um die Wirkung zu maximieren, benutzen Feen zusätzlich noch Gifte, die auf die Pfeilspitzen angebracht werden und den Gegner lähmen, Halluzinationen vorrufen oder schwächen. Besonders die in den Sümpfen lebenden Feen verstehen sich auf die Herstellung von Giften, die auch einen ausgewachsenen Menschen töten können.

Da Feen in Gemeinschaften leben, ist auch stets die Gemeinschaft da, um gegen den Angreifer gemeinsam vorzugehen. In der Gemeinschaft liegt die Kraft. Diese Weisheit haben sich die Feen zueigen gemacht. Eine

Aufgabenteilung macht es in solchen Krisensituationen möglich, daß ein oder mehrere Angreifer auf verschiedene Arten parallel angegriffen werden. Während einige versuchen, in seinen Geist einzudringen, beschäftigen sich andere Feen mit  Illusionen, wieder andere mit  Kampfzaubern. Wenn der Angreifer schließlich in Reichweite ist, kommen die erwähnten physikalischen  Waffen hinzu. Auch ist es nicht unüblich, daß man durch eine weitgehende Verteilung der verteidigenden Feen kein einheitliches Bild zeigt. Wenn der  Feind durch plötzliches Auftauchen von Feen an wirklich vielen verschiedenen Positionen irritiert werden kann, wird auch dies versucht, was gerade bei  Katzen eine wirkungsvolle und zugleich harmlose Taktik ist. Die Feen zeigen sich in rascher Folge aus ihrer Deckung, sodaß die  Katze vor lauter Opfer sich nicht entscheiden kann, welches anzugreifen ist. Doch diese Taktik birgt hohe Risiken und ist bei einem Tier nur wenige Male zu gebrauchen.

So gelingt es einem Volk von Feen auch problemlos, bestimmte Tiere weit vor jeder Gefahr aus ihrem Umfeld zu vertreiben. Den Tieren werden

Schmerzen suggeriert, wenn es den Behausungen zu Nahe kommt, bis auch die dümmsten Tiere  konditioniert wurden.

Komplizierter verhält es sich bei Angriffen von intelligenten Wesen. Hier haben die physikalischen  Waffen fast keine Bedeutung, denn

welcher in schwerem Leder gepanzerte Ork ließe sich von ein paar kleinen Pfeilen davon abhalten, diese kleinen Wesen zu fangen oder zu töten? Hier ist die Magie die einzige  Waffe der Feen. Doch wenn es zum direkten Konflikt kommt, ist dies schon an sich eine Niederlage für die Feen, denn sie sind stets darauf bedacht, dem Konflikt auszuweichen. Dies gelingt durch bisweilen vorzügliche Tarnung oder schlicht durch präventiven Rückzug. In der Hoffnung, die  Feinde werden das Gelände früher oder später verlassen, zieht man sich zurück, um später die  Behausungen wieder aufzusuchen. Die in Abschnitt [*] geschilderten Maßnahmen zum Schutz der Siedlungen sollten solche Konfrontationen aber in fast allen Fällen vermeiden.

Anders als die Feen, die ihrem vielleicht nicht mehr allzu fernen Untergang augenscheinlich gleichgültig entgegensehen, ergreifen Feen die Initiative - sei es durch eine immer stärker werdende Abschottung von der Umgebung, gar von der 3. Sphäre.

Waldfee, copyright KatjaGuth


Rene Tschirley
2/13/1998


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