Wieder bei mir angekommen, sah ich einige Polizeiwagen vor meinem
Studentenwohnheim. Reinhold stand ganz bleich da und wurde gerade von ein paar
Polizisten befragt. Ich erfuhr, daß hier ein grauenhafter Mord begangen wurde.
Einem Studenten wurden Augen, Ohren und Kehle zerfetzt. Was diese schrecklichen
Wunden verursacht hatte, war noch unklar.
Ich lud Reinhold, wenn ihm nach Reden oder Gesellschaft sei, zu mir ein. Die
Katze wartete, als ich kam, vor meiner Tür und ich ließ sie ein. Er kam eine
Weile später. Während wir etwas auf den Schrecken tranken, erzählte er mir,
wie er die Leiche fand. Nachts ließ ich die Katze übrigens wieder raus.
Gleich früh (also mittags) wollte ich wieder bei Dave vorbei, doch als ich die
Flure des Wohnheims entlang ging, fiel mir eine offene Tür auf. Ich klopfte an
und fragte, ob jemand da sei. Als ich keine Antwort bekam, ging ich hinein.
Ich schrie auf, denn ich sah, wie Reinhold gestern, einen Mann am Boden
liegen, dessen Augen, Ohren und Kehle herausgerissen waren. Fast so, als ob
es herausgebissen wurde. Nachdem ich das halbe Haus zusammengeschrien habe,
kamen einige Mitbewohner und Reinhold herangestürmt und die Polizei wurde
gerufen.
Als ich dann später bei Dave ankam, war nur Johnny da, dem ich natürlich
erst mal alles erzählen mußte. Er meinte,
daß ich nach meinem Job in der Pizzeria ja erst mal zu ihnen kommen könne.
Von Johnny erfuhr ich, daß auch bei ihnen etwas vorgefallen ist. Jemand muß
in den Gemeinderaum eingebrochen sein, denn es lagen Gesangsbücher auf dem Boden,
die zuvor in den Regalen lagen. Dave hätte gemeint, daß sie eigentlich
nicht einfach herausgefallen sein können.
Andererseits war es eigenartig, daß keinerlei Einbruchsspuren zu erkennen sein.
Ich mu&slig;te los; der Job rief, obwohl mir jetzt gar nicht nach arbeiten zumute war.
Nach meiner Schicht ging ich also wieder zu Dave. Wir unterhielten uns alle
eine Weile, dann bot mir Johnny an, mich nach haus zu begleiten, da ich ohne
Auto unterwegs war. Er kam noch mit hoch und blieb noch eine Weile, weil mir
unheimlich hier war, wegen der Morde. Johnny wollte die Katze streicheln, doch
sie fauchte ihn an und zerkratzte seine Hand. Ich machte daraufhin die Tür auf
und sie lief wieder raus. Ich unterhielt mich eine Weile und wir tranken
einiges. Eins kam zum anderen und wir lagen im Bett.
Am nächsten Abend arbeitete ich wieder. Reinhold kam irgendwann herein und ließ
sich einiges an Alkohol bringen, weil er wohl wieder eine Leiche im Wohnheim
gefunden hatte. Nach meiner Schicht holte mich Johnny von der Arbeit ab. Wir
beide schufen Reinhold, betrunken wie er war, ins Auto.
Außerdem erfuhr ich von Johnny, daß neben ihren Mülltonnen überreste von
angebissenen Tieren, die Bisse könnten von der Größe von einer Katze stammen,
lagen und daß ein Fenster des Gemeindesaals offen war, obwohl Dave sich sicher
war, daß er es geschlossen hatte. Wir kamen auf ein anderes Thema:
Ein geheimnisvolles Bild, das er wohl in einem Haus, das er geerbt hat,
zwischen jeder Menge Gerümpel entdeckt hatte. Sein Entstehungsdatum liegt wohl
schon sehr lange zurück. Angeblich soll sich da was bewegen, wenn man drauf
schaut. Doch ich sah da nichts besonderes. Nur ein Bild, das eine Sicht aus
einem Fenster auf eine Straße mit Menschen zeigt. Am Horizont, in dessen
Richtung die Straße verläuft, sind eigenartige große Gebäude zu sehen. Mehr war
da nicht. Ich halte eh nichts von diesem Gerede von Übernatürlichem. Jedenfalls
ist wohl Morgenabend eine Vernisage eines Künstlers, der Dave bezüglich des
Bildes weiterhelfen könnte und dort wollen sie hingehen. Diese Nacht blieb ich
bei Dave und Johnny.
Als ich am Morgen mit Johnny zu mir fuhr und wir die Wohnungstür öffneten,
mußten wir entdecken, daß die Katze die ganze Wohnung verwüstet hatte, weil sie
wohl raus wollte und es nicht konnte. Ok. Das muß ja nicht sein. Ich entschloß
mich die Katze im Tierheim abzugeben. Ich übergab das Tier einer Pflegerin.
Nachmittags rief Reinhold an und sagte, daß er meinte die Katze heute
nachmittag, also nachdem ich sie im Tierheim abgegeben hatte, wiedergesehen zu
haben glaubt und sie ihn, beim Versuch sie zu streicheln, gebissen hatte.
Daraufhin rief ich im Tierheim an. Es stimmte, die Katze war ausgerissen. Etwas
seltsam, daß die Katze aus diesem Käfig, in den sie sie gesperrt hatten, weil
sie sehr aggressiv gewesen war, überhaupt herauskam.
Abends bei Dave wurde mir erzählt, daß in der Nähe diesmal größere Tiere
angebissen gefunden wurden.
Dann gingen wir los zu dieser Vernisage. Dort sah ich die Tierpflegerin, der
ich die Katze gab. Erstaunt stellte ich fest, daß Dave sie gut zu kennen
scheint. Ihr Name ist Sarah. Dave und Sarah versuchten an den Künstler
heranzukommen. Es gelang ihnen wohl auch, doch viel mehr konnten sie nicht in
Erfahrung bringen.
Wir anderen sahen uns die Ausstellung an. Ich betrachtete lange ein Bild, das
nur aus Farbkleckse zu bestehen schien... doch dann, als ob sich ein Schleier
lüften würde, erkannte ich eine grausame Szenerie: Blut, abgerissene Glieder
usw.
Wieder bei Dave, ließ ich mir noch einmal das Bild zeigen und diesmal
betrachtete ich es mit mehr Intensität. Nach ein paar Minuten hatte ich das
Gefühl, daß sich die Menschen auf dem Bild fortbewegen würden. Und dann
plötzlich kam etwas riesenhaftes, spinnenähnliches die Straße herauf, direkt
auf mich zu... schnell rollte ich das Bild wieder zu. Wie ließ sich so etwas
erklären? Ich wußte es nicht.
Auch diese Nacht blieb ich bei Dave und Johnny, obwohl in der letzten Nacht
anscheinend kein neuer Mord im Studentenwohnheim begangen worden war.
Nach dem Ausschlafen wollte ich noch mal in meine Wohnung, um ein paar Dinge
zu holen. Ich traf Reinhold. Er erzählte mir von seinem Verdacht, daß die Katze
die Morde begangen haben könnte, denn in allen Nächten, in denen ich sie aus
meiner Wohnung gelassen hatte, geschahen die Morde. Ich konnte ihm nicht ganz
glauben, da ich die Katze nicht für derart gefährlich hielt und weil mir die
Bißwunden der Opfer dazu zu groß zu sein schienen.
Einer von uns bemerkte, daß die Katze oben am Treppenabsatz stand und zu uns
schaute. Als sie wohl merkte, daß wir sie gesehen hatten, flüchtete sie
treppauf. Wir rannten hinterher. Sie verschwand in einer offenen Tür einer
Studentenwohnung.
Schon von draußen kam uns ein unheimlicher Geruch entgegen... süßlich,
eisenhaltig... Wir gingen vorsichtig hinein. Mir wurde übel. Überall am Boden
und auf dem Bett war Blut... ich schaute hoch: an der Decke hing eine Leiche,
die ähnlich grausam zugerichtet war wie die anderen.
Die Katze beobachtete uns aus ihrem Versteck unter dem Bett. Reinhold suchte
nach etwas, mit dem er die Katze erledigen könnte. Doch diese wartete nicht
länger. Sie schoß hervor, griff kurz Reinhold an und flitzte an mir vorbei in
den Flur hinaus. Wir konnten sie nicht mehr einholen.
An diesem Nachmittag war die Totenfeier. Dave hatte die Vermutung, daß mit der
Leiche etwas nicht stimmte, daß sie etwas mit dem offenen Fenster, den
heruntergefallenen Gesangsbüchern und mit den toten Tieren zu tun haben würde.
Als die Zeremonie begann, dachte ich mir noch "Für mich sieht die Leiche ganz normal aus.
Naja, Dave hatte schon immer merkwürdige Vorstellungen!" Doch im Laufe des Gottesdienstes
war, immer wieder ein unheimliches Stöhnen zuhören, wenn Gebete gesprochen wurden.
Außerdem schien es immer kälter im
Gemeindesaal zu werden. Nanu, Eiskristalle an den Fenstern! Nach einer Weile
schien sich die Leiche im Sarg aufzurichten. Daves Gebete und Gesänge wurden
lauter, intensiver. Das Stöhnen wurde lauter. Ich sah in einem Seitenfenster die
Katze herumpirschen und zeigte darauf. Jemand schoß auf die Katze, ein anderer
auf die Leiche.
Die Katze verschwand, doch die Leiche störten die Schüsse kaum. Ich konnte nur
zu sehen, ich war wie erstarrt, glaubte ich doch an solche Spukgeschichten nicht.
Dave betete immer inbrünstiger. Ich sah wie sich eine helle riesige Kugel
durch das Dach des Kirchensaals hinunter zu uns senkte und schließlich die
Leiche umschloß. Was auch immer das war... es verschwand mit der Leiche.
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